Die Bedeutung der Klimatherapie für die Allgemeinbehandlung*) |
Journal/Book: Sonderdruck aus Regensburger Jahrbuch für ärztliche Fortbildung Band V - 1956/57. 1956/57;
Abstract: Aus der Privatklinik Dr. Amelung Königstein/Ts. (Leitender Arzt: Prof. Dr. W. Amelung) *) Vortrag gehalten anläßlich des 17. Fortbildungskurses in Regensburg am 12. Oktober 1956. In uralter Empirie hat sich gezeigt daß es durch Klima- und Badekuren gelingt bei zahlreichen Erkrankungen Besserung und Heilung zu erzielen. Diese Erfolge werden erzielt auf dem Wege der Allgemeintherapie der Umstimmung des Organismus. Bei der Behandlung mit Eiweißpräparaten der sogenannten unspezifischen Reiztherapie über die soeben Herr Prof. M a r k berichtet hat werden die reaktionsändernden Substanzen als körperfremde parenteral an den Organismus herangebracht. In der Bade- oder Klimakur dagegen setzen wir natürliche biologische Reize die über eine lange Zeit sich erstreckende und wiederholende Applikation unterschwellig auf die Haut oder andere Organe wirken. Von der Peripherie aus werden Reaktionen im Organismus ausgelöst die die Körperfunktionen und die Stoffwechselvorgänge anregen können. Zum Verständnis der Klimatherapie muß man sich vergegenwärtigen daß die Reaktionen des Organismus auf die exogenen Reize der Umwelt nicht immer gleichsinnig verlaufen. Die Steuerungen der Lebensprozesse sind gefolgt von Gegenregulationen die zu einer Abschwächung oder zu einer Verstärkung des gesetzten Reizes führen können. Schon bei einem pharmakologischen Heilmittel kann unter Umständen eine paradoxe Reaktion eintreten die unser therapeutisches Bemühen fragwürdig erscheinen läßt. In der Bäder- und Klimaheilkunde mobilisieren wir die noch vorhandenen Heilreserven und hoffen so Heilvorgänge anzuregen. Diese Heilvorgänge dürfen keine zu starke Belastung des Organismus sein und zu keiner Überkompensation oder Verschlimmerung des Leidens führen. Durch unterschwellige Einzelreize soll diese Gefahr vermieden werden. Ähnlich der Badereaktion in der Balneologie ist auch in der Klimatherapie die Klimareaktion als ein zu starkes Ansprechen des Organismus auf äußere Reize zu werten. Ein großer Teil unserer therapeutischen Maßnahmen in der Klimatologie beruht auf Umstimmung des neurovegetativen Gleichgewichts ohne im Einzelfall immer den Beweis antreten zu können daß nur der Weg über das vegetative System wirkungsvoll ist. Unter Klimabehandlung ist nicht nur die Verbringung des zu Behandelnden in ein anderes Klima als sein Heimatklima zu verstehen sondern auch die Dosierung bestimmter klimatischer Wirkungsfaktoren die sowohl in der Heimat schon durchgeführt werden kann als auch unter den günstigeren Bedingungen eines Heilkurortes. Klimabehandlung ist nicht nur die unspezifische Wirkung bestimmter klimatischer Reize sondern auch die Fernhaltung schädlicher Umwelteinflüsse die in einer günstigen Klimaregion besser erreicht wird als in dem ungünstigen Milieu der großstädtischen industriellen Umwelt. ... ___MH
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