Neuere statistische Verfahren im Dienste der medizinischen Forschung

Journal/Book: Sonderabdruck aus 65. Jahrg. (1953) Nr. 8 S. 162-165 und Nr. 9 S. 177-180 Wiener klinische Wochenschrift. 1953;

Abstract: 1.Fragen und Zweifel. Wir Mediziner sind schlechte Mathematikar, wie sollten wir statistische Verfahren richtig anwenden können? Mir stehen nur fünfzig Beobachtungen zur Verfügung, das reicht doch gewiß nicht aus, um daraus eine Statistik aufzubauen! Statistik kann für manche Untersuchungen von großem Wert sein, aber es besteht nur dort Aussicht, sie richtig anzuwenden, wo große Serien als Ausgangsbasis dienen. Der Wert der statistischen Methoden wird voll anerkannt für laufende Routineuntersuchungen, wie sie oft zur Fabrikationskontrolle dienen, aber bei der Beurteilung von Versuchen ist zu befürchte, daß die vorhandenen Variabeln durch statistische Erfassung in ein Schema gepreßt werden. Es besteht die Gefahr, daß unsere sehr wichtigen Versuche nicht intuitiv genug beurteilt werden. So und ähnlich hört man es tönen wenn man als Statistiker mit Forschern im Gebiete der Medizin zu tun hat. Versuchen wir in erster Linie diese Fragen und Zweifel etwas zu ordnen und sie sodann der Reihe nach zu beantworten oder zu zerstreuen. Wie mir scheint lassen sich die meisten Bedenken die gegen die Anwendung statistischer Verfahren in der medizinischen Forschung erhoben werden auf vier Hauptfragen zurückführen nämlich ob diese Anwendung erstens möglich zweitens statthaft drittens nützlich und viertens n o t w e n d i g sei. Angesichts der Vielfalt und Veränderlichkeit die wir sowohl beim kranken als auch beim gesunden Manschen beobachten wird immer wieder die Ansicht vertreten da lasse sich mit Mathematik nichts erreichen . Diese Schlußfolgerung kann aber nur ziehen wer Statistik mit denn gleichsetzt was wir während unserer Schulzeit an Mathematik mit auf den Lebensweg erhielten. Demgegenüber müssen wir festhalten daß die neueren statistische Methoden auf der Wahrscheinlichkeitsrechnung fußen; eines ihrer wichtigsten Anliegen besteht gerade darin die Veränderlichkeit richtig zu erfassen und in Rechnung zu stellen. ... ___MH

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