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May 2024

H. Förstl zu Verwirrtheitszuständen und Delirien Von der Differentialdiagnostik zur Differentialtherapie

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 141 (1999) Nr. 8 S. 83/25. 1999;

Abstract: Prof. Dr. med. H. Förstl Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München Klinikum rechts der Isar Ismaninger Str. 22 D-81675 München. Die Begriffe "Verwirrtheitszustand" und "Delir" werden weitgehend synonym verwandt. Im deutschen Sprachgebrauch wird der Begriff "Delir" für Verwirrtheitszustände bei Alkoholentzug bevorzugt. Traditionell wurde in der deutschen Psychopathologie für diesen Symptombereich eine Reihe von Begriffsystemen verwandt die sich teilweise überschneiden jedoch nicht deckungsgleich sind. Meinert kreierte den Begriff "amentielles Syndrom" Bonhoefer den "akuten exogenen Reaktionstyp" Week das "Durchgangssyndrom". Gemeinsame Eigenschaften dieser Syndrome sind erstens die Bewußtseinstrübung und zweitens die potentielle Reversibilität der Störungen. Die aktuellen Diagnosekriterien nach der internationalen Krankheitsklassifikation (ICD 10) sind verkürzt in Tabelle 1 (o. Tab.) wiedergegeben. Kernsymptom ist auch weiterhin "die Bewußtseinstrübung" die definiert wird als eine Störung die Aufmerksamkeit einzugrenzen aufrechtzuerhalten und neu auszurichten. Die mnestischen Störungen betreffen vor allem das Neugedächtnis. Die psychomotorischen Störungen reichen von hypo- zu hyperaktiven Zustandsbildern von einer verminderten zur vermehrten Sprachproduktion von der verlängerten Reaktionszeit bis zur gesteigerten Schreckreaktion. Die einfachste Form der Schlafstörung kann in einer Insomnie bestehen; häufig ist ein Übergang von Alpträumen in Illusionen (Verkennungen) und Halluzinationen zu beobachten. Im Gegensatz zur Demenz beginnen die Verwirrtheitszustände innerhalb kurzer Frist und zeichnen sich durch ein wenig stabiles Zustandsbild aus. Hinweise auf systemische oder Hirn-Erkrankungen werden gefordert. Die Angaben über die Häufigkeit von Verwirrtheitszuständen in unterschiedlichen Patientengruppen weichen stark voneinander ab. Eine standardisierte Diagnostik wie nach der ICD 10 und operationalisierte Kriterien wie in der Confusion Assessment Method (o. Tabelle 2 Inouye 1994) eignen sich um diese wichtigen Störungen zuverlässiger zu erfassen und im Verlauf genauer zu beurteilen. Bei jedem Verwirrtheitszustand muß eine konsequente Differentialdiagnostik betrieben werden. Immer gilt es jedoch auch allgemeintherapeutische Maßnahmen zu erwägen. Einige der wichtigsten sind: ? Überwachung Aufnahme in das Krankenhaus ? Reduktion der Selbst- und Fremdgefährdung ? Zuwendung vertrauter Personen ruhige Gesprächsführung ? Erleichterung der Orientierung (wiederholte einfache Hinweise auf Ort Situation und Zeit) Vermeidung sensorischer Defizite durch gute Beleuchtung ggf. Brille und Hörhilfe ? Symptomatische Behandlung von Halluzinationen Wahn Agitation Aggressivität (z. B. mit Haloperidol) ? Vermeiden von anticholinergen und sedierenden Medikamenten (Gefahr einer Verschlechterung oder Verschleierung. des Zustandsbildes). Ausnahme: bei Benzodiazepin- und Alkoholentzugsdelir kurzzeitige und kontrollierte Gabe von Benzodiazepinen allein oder kombiniert mit anderen Medikamenten. Es ist zu wünschen daß in den nächsten Jahren die Kenntnisse über Entstehung Diagnostik und Behandlung von Verwirrtheitszuständen deutlich anwachsen werden. Die Autoren und der Herausgeber hoffen mit diesem Sonderheft einen kleinen Beitrag dazu zu leisten. ___MH


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