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May 2024

K. Thurau E. Wetzels zur Rationierung medizinischer Leistungen Es führt kein Weg vorbei

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 14 S. 27. 1998;

Abstract: Prof. Dr. med. Dr. med. h. c. K. Thurau Physiologisches Institut der Universität München; Prof. Dr. med. E. Wetzels Bernau am Chiemsee. Das Thema "Sinnvolle Rationierung medizinischer Leistungen" ist in Deutschland infolge der systemimmanenten Finanzierungsprobleme der gesetzlichen Krankenversicherung besonders aktuell. Wegen der Abhängigkeit der zur Verfügung stehenden Mittel vom Einkommensvolumen der Arbeitnehmer handelt es sich hierzulande angesichts hoher Arbeitslosigkeit derzeit um ein Problem der mangelnden Einkünfte bei gleichzeitig überquellenden Ausgaben im Krankenversicherungssystem. Dennoch: Der Umfang medizinischer Leistungsmöglichkeiten nimmt weltweit und unabhängig von der Art der Versorgungssysteme ständig zu. So werden heute in Europa etwa 240 000 niereninsuffiziente Patienten mit der Dialyse behandelt. Zwanzig Jahre zuvor waren es - immerhin schon - 31 300. Die Zahl der Patienten mit einem Nierentransplantat stieg in dieser Zeit von 7402 auf etwa 80 000. Dies zeigt exemplarisch wie Innovationen in der Medizin Leistungsbedarf nach sich gezogen und zu einer Explosion des Machbaren geführt haben. Obwohl die Kosten des einzelnen Untersuchungs- oder Behandlungsverfahrens (z. B. der Computertomographie) laufend gefallen sind steigt wegen der zunehmenden Inanspruchnahme der Gesamtaufwand. Der Sozialstatistiker Krämer [4] sieht die Medizin dementsprechend in einer "Fortschrittsfalle" mit der sie sich selbst mehr und mehr unbezahlbar mache. Nicht nur der wissenschaftliche Fortschritt auch das Entgegenkommen von Ärzten auf die Anspruchshaltung vieler Menschen hat den Rahmen medizinischer Leistungen immer weiter ausgedehnt verleitet von der Definition der Gesundheit durch die WHO als Zustand "vollkommenen physischen psychischen und sozialen Wohlbefindens". Überdies trägt die demographische Entwicklung mit steigender Lebenserwartung und der Verschiebung des Morbiditätsspektrums von den akuten zu den chronischen Krankheiten zur Leistungsausweitung in der Medizin bei. Rationierung nur nach den Vorgaben Wissenschaftlichkeit und Humanität Überflüssige medizinische Maßnahmen kommen hinzu: Diagnostik ohne therapeutische Konsequenz und voreilige und unkritische Anwendung neuer Verfahren. In den USA und Kanada sollen etwa 30% der Ausgaben im Gesundheitswesen darauf entfallen. Dabei handelt es sich zum Teil um "Absicherungsmedizin". Im Hinblick darauf fordert der Präsident einer deutschen Ärztekammer daß Juristen und Mediziner Standardanforderungen auf einem sachlich begründeten und damit niedrigeren Niveau ausarbeiten sollten als es heute der Fall ist [1]. Angesichts all dessen fragt es sich ob das Prinzip "Jedem alles" auf Kosten der Solidargemeinschaft in der Medizin noch weiter aufrecht erhalten werden kann oder ob es nicht durch "Jedem das Notwendige" ersetzt werden muß. ... ___MH


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