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May 2024

Oft verkannte Spielart der Depression Das "Sisi-Syndrom"

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 45 S. 16. 1998;

Abstract: Pressekonferenz: "Unentdeckte depressive Störungen: Das "Sisi-Syndrom" Wien 7.10.1998 (Veranstalter: SmithKline Beecham. München). Sie rackern in Beruf und Fitneßstudio mit Volldampf gegen die Depression. Übertriebene Aktivität als Mittel zur Konfliktbewältigung ist keine Modekrankheit der jungen Frau von heute. Auch Österreichs Kaiserin Elisabeth soll an dieser Depressions-Spielart gelitten haben und verlieh ihr den Namen: Sisi-Syndrom. Ein Patient mit "Sisi-Syndrom" ist nicht der schwermütige antriebslose Depressive. Vielmehr ist er aktiv engagiert und lebensbejahend - voller Energie und dennoch unglücklich. Ein Blick hinter die Fassade dieser Menschen zeigt daß die Triebfeder der rastlosen Aktivität beim "Sisi-Syndrom" Ängste Selbstzweifel und ein Gefühl der Leere sind. Über erreichte Ziele können sich die Betroffenen nicht freuen - sofort wird die Meßlatte wieder höher gelegt. Selbst geringfügige Kritik ruft bei ihnen ein Gefühl der Sinn- und Wertlosigkeit hervor. "Die übertriebene Aktivität ist lediglich eine Strategie zur Bewältigung der Depression" erklärte Anke Rhode Bonn. Diese Art gegen die Depression anzukämpfen paßt gut in unsere momentane Leistungsgesellschaft. Wer sich gehenläßt und nicht mithalten kann der ist ein Versager. Im Fitness-Studio wird die innere Unruhe abgebaut; berufliches Engagement und ausgefallene Freizeitaktivitäten überdecken die innere Leere. Das stetige Streben nach der Idealfigur vermittelt das Gefühl der Kontrolle. Eine Analyse epidemiologischer Daten belegt daß eine solche Depression vom "Sisi-Typ" keineswegs eine Randerscheinung ist. "Rund ein Drittel aller depressiven Männer und Frauen leiden an einer Depression vom Sisi-Typ" so H.-U. Wittchen München. Viele Sorgen wenig Klagen. Den Weg zum Arzt finden die Patienten erst nach vielen Jahren wenn trotz aller eigenen Bemühungen und ständiger Selbstdisziplin Symptome zu Tage treten. Meist dominieren unspezifische körperliche Symptome wie Schlafstörungen Herzrasen Druckgefühl im Magen und ähnliches. Eine psychische Erkrankung als Ursache ihrer Beschwerden empfinden die Patienten als persönliches Versagen. Exploration Vermittlung der Diagnose und Therapie erfordern daher großes Feingefühl auf seiten des Arztes. Mittel der Wahl. Nach Meinung von R. Boerner München ist ein selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer (z.B. Paroxetin) ein gut geeignetes Medikament da es die kognitive und psychomotorische Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigt. Die Nebenwirkungsrate ist gering; ein Abhängigkeitspotential besteht nicht und eine mehrmonatige Einnahme verspricht Besserung. Trizyklische Antidepressiva die sedierend wirken beeinträchtige sehr wohl die Patienten in ihrer Aktivität und werden schlechter toleriert. Kaiserin Sisi als Prototyp. Die Kaiserin Elisabeth von Österreich ist Prototyp und Namensgeberin der Erkrankung zugleich. Sie bekämpfte ihre ängstlich-depressiven Grundstimmungen die in ihren späten Gedichten zum Ausdruck kamen mit extremem Sport Diät und häufigen Reisen. Bis zur Erschöpfung trainierte sie ihren Körper. Morgendlichen Turnübungen an eigens für sie gebauten Geräten folgten vier- bis fünfstündige "Spaziergänge" oder aufreibende Ausritte. Mit strengen Diäten bei denen sie lediglich Obst Gemüse- oder Fleischsaft zu sich nahm gelang es ihr das Körpergewicht auf 45 kg bei einer Größe von 172 cm zu senken. Bei der Obduktion nach ihrem gewaltsamen Tod stellten die Ärzte Hungerödeme fest. Psychisch belastende Konflikte und Krisen wie nach Auseinandersetzungen mit der Schwiegermutter oder dem Selbstmord des Sohnes kompensierte Sisi durch rastloses Reisen in ganz Europa. (rv) ___MH


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