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May 2024

Trend zur Natur macht Toxikologen Sorge Oft verwechselt: Bärlauch und Maiglöckchen

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 43 S. 16-17. 1998;

Abstract: Pressegespräch " Wenn Kinder von Giftpflanzen naschen" München 16.9.1998 - Informationsaktion der Bayerischen Landesärztekammer in Kooperation mit dem Botanischen Garten München und der Toxikologischen Abteilung der II. Medizinischen Klinik der TU München. Bio und "Natur" stehen bei Verbrauchern hoch im Kurs. Übersehen wird dabei oft daß die Chemie der Pflanzen keineswegs nur "gesunde" oder "sanfte" Wirkstoffe hervorbringt. Gegen die Gifte aus der Natur wappnet man sich am besten durch gute Kenntnis der Pflanzenarten so die Botschaft eines Pressegesprächs der Bayerischen Landesärztekammer. Vergiftungen mit Medikamenten sind Spitzenreiter der pro Jahr ca. 25 000 Anfragen beim Giftnotruf München; bereits an zweiter Stelle stehen mit 13% aller Anrufe Fragen zu Giftpflanzen. In mehr als drei Viertel der Fälle sind Kinder im Vorschulalter betroffen in 5% Schulkinder und Jugendliche. Bei 13% der Intoxikationsfälle handelt es sich um Erwachsene die entweder in suizidaler Absicht. Als Drogenersatz oder - am häufigsten wegen Verwechslung mit eßbaren Gewächsen Pflanzengifte aufgenommen haben. Letztgenannte Patienten folgen vielfach dem Trend "Zurück zur Natur" so die Erfahrung von Th. Zilker Leiter der Toxikologie-Abteilung der TU München. Fast ausschließlich aus dieser Gruppe und der der Lebensmüden kommen die 0 1% tödlich verlaufenden Pflanzenvergiftungen. Alle Giftpflanzen vernichten? Wenn bei Kindern seit 1975 in Zilkers Abteilung eine einzige tödliche Vergiftung durch Aconitin (aus Eisenhut) bekannt geworden ist spielt wohl auch eine Rolle daß giftige Sträucher und Stauden auf Spielplätzen und Schulhöfen nicht mehr angepflanzt werden. Allerdings ist der Vorschlag Giftpflanzen auszurotten nach Ansicht von J. Grau Direktor des Münchner Botanischen Gartens absurd und das nicht allein wegen der sehr hohen Zahl potentiell giftiger Pflanzen. Konsequenterweise müßte dieser Kahlschlag auch Pflanzen wie Digitalis oder Atropa bella-donna vernichten. deren Gifte - die richtige Dosierung vorausgesetzt - pharmazeutisch relevante Wirkstoffe sind. Verzichten müßte man dann sogar auf zahlreiche Gemüse von denen wir z.B. im Fall von Kartoffel oder Tomate die nicht giftigen Pflanzenteile gerne auf dem Speisezettel haben. Als weiteres Beispiel erwähnte Grau die Gartenbohnen die in Fruchtwand und Samen toxisch wirkende aber hitzelabile Proteine tragen - selbst überzeugte Rohkost-Anhänger sollten deshalb Bohnen nicht ungekocht genießen. (Lebens-)Wichtiges Wissen. Um gefährlichen Fehlgriffen vorzubeugen wie dem einer griechischen Familie die zur Zubereitung gefüllter Weinblätter hierzulande ausgerechnet Blätter der Tonkirsche gepflückt hatte plädierte Grau - wie auch der Präsident der Bayerischen Landesärztekammer H. Hege - dafür sich Kenntnisse über Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe anzueignen und auch Kindern frühzeitig zu vermitteln. Wenn man "der Gesundheit zuliebe" im Frühjahr wieder Bärlauchblätter pflücken und verzehren will sollte man eben wissen daß die Blätter von Herbstzeitlose und Maiglöckchen die in der Nachbarschaft dieses derzeit populären Lauchs vorkommen können hochwirksame (auch pharmazeutisch genutzte!) Toxine enthalten - Zilker verwies auf den Fall einer Colchicin-Intoxikation über die Muttermilch. Wer als Weihnachtsschmuck statt Fichte oder Tanne Zweige der Eibe verwenden will sollte bedenken daß das hochtoxische Alkaloid in allen Teilen dieser Pflanze - mit Ausnahme der im Herbst ansprechend rot leuchtenden fleischigen Samenhülle - enthalten ist. Entwarnen kann man dagegen meist so G. Gerber-Zupan Ärztin in der Toxikologischen Abteilung am Klinikum rechts der Isar bei Anfragen von Eltern deren Kinder Vogelbeeren gegessen haben. In größeren Mengen führen diese Früchte zwar zu gastrointestinalen Beschwerden; um aber ein Quantum zu erreichen das der im Tierversuch lebensgefährlichen Dosis äquivalent ist müßte ein Mensch 90 kg Vogelbeeren verzehren. (ren) ___MH


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