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May 2024

Kann man die Antibiotikawirksamkeit in vitro beurteilen? MHK-Werte sind kein Evangelium

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 24 S. 16. 1998;

Abstract: 39. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie Leipzig 11.-14.3.1998. Um die Wirksamkeit von Antibiotika gegen bestimmte Erreger abzuschätzen reicht es nicht aus Plasmaspiegel und minimale Hemmkonzentrationen (MHK) zu messen. Vielfältige Faktoren die die klinischen Effekte antimikrobieller Substanzen modifizieren erläuterte R. Stahlmann Berlin. Schon in vitro gibt es zahlreiche Faktoren die die Wirkung von Antibiotika beeinflussen: Es macht beispielsweise einen Riesenunterschied ob sich Krankheitserreger bei 37°C oder 40°C vermehren. In verschiedenen Körperflüssigkeiten oder Zellen herrscht ganz unterschiedliches Milieu: Während Blut einen pH-Wert von 7 4 aufweist findet man im Liquor mit 3 35 ziemlich saure Verhältnisse. Das optimale Milieu differiert nicht nur von Wirkstoff zu Wirkstoff - sogar innerhalb derselben Substanzgruppe sondern auch von Erreger zu Erreger: Mit einem Anstieg des pH-Werts von 5 auf 8 versechsfacht sich z.B. die Wirksamkeit von Sparfloxacin auf Staphylococcus aureus gemessen an der MHK. Die Wirkung von Sparfloxacin gegen E. coli nimmt bei diesem Milieu-Sprung um das 20fache zu die gegen Pseudomonas aeruginosa um das 2 6fache. Setzt man die Aktivität von Ciprofloxacin bei einem pH-Wert von 7 4 mit 100% an so genügt schon ein Sinken des pH-Werts auf 6 5 um nur noch 25% der Aktivität zu erhalten. Bei einem pH-Wert von 5 6 bewahrt der Wirkstoff nur noch 2% seiner Aktivität während sie sich beim pH-Wert von 8 3 auf 200% steigert. Serumeffekte. Makrolide reagieren auf Serum völlig unterschiedlich: Wird Serum zugesetzt nimmt die Aktivität von Azithromycin gegen Streptococcus pyogenes S. pneumoniae und Haemophilus influenzae deutlich ab. Bei Clarithromycin ist diese Tendenz weniger ausgeprägt und betrifft nur S. pyogenes und S. pneumoniae. Serumzusatz steigert dagegen die Aktivität von Roxithromycin gegen S. pyogenes und S. pneumoniae während sich die Aktivität gegen H. influenzae nicht ändert. Warum In-vitro-Tests zu wenig aussagen. Wegen der beschriebenen und anderer modifizierender Einflüsse läßt sich die klinische Wirkung eines Antibiotikums in vitro nur grob abschätzen. Hinzu kommt daß sie wesentlich durch Wirtsfaktoren vor allem das Immunsystem verändert wird. Es ist durchaus auch denkbar daß sich in vivo im Verlauf einer Infektion das Milieu verändert und das anfangs hochpotente Antibiotikum plötzlich nicht mehr wirkt. Fazit: Nur der klinische Wirksamkeitsnachweis zählt. Die bisweilen als Marketing-Argument benutzten Wirksamkeitsvergleiche basierend auf MHK-Daten hält Stahlmann deshalb für fragwürdig. (ab) ___MH


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