Das Dilemma der Kur in der Krise

Journal/Book: H u K 50 5/98. 1998;

Abstract: Kurdirektor i. R. Diplom-Volkswirt Adalbert Gummert* Papenburg * Kurdirektor in Bad Wimpfen von 1980 bis 1995 Das Bonner Gesetzespaket "für mehr Wachstum und mehr Beschäftigung" mit den Sparbeschlüssen für die medizinische Prävention und Rehabilitation hat seit einem Jahr die gesamte Branche in chaotische Verhältnisse gestürzt. In kurzer Zeit sank in freiem Fall die Auslastung in den Rehabilitationskliniken und Kurmittelhäusern auf unter 50 % also weit unter die Rentabilitätsschwelle. Betriebsschließungen Konkurse und Vernichtung von Arbeitsplätzen waren bereits in großem Ausmaß die Folge. Diese Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Es scheint kein Licht das ein Ende des Tunnels verheißt. Insider befürchten vielmehr daß es noch dicker kommt. Betroffen sind auch die vielen überwiegend mittelständischen Zulieferbetriebe. Den Kommunen fehlen die Gewerbesteuereinnahmen. Die Sozialämter werden weiter belastet. Unverantwortlich ist weiter daß die in vielen Jahren mit Hilfe von Steuergeldern geschaffene Infrastruktur der Heilbäder und Kurorte zerstört wird und irreversible Entwicklungen eintreten. Dieser leichtfertige Umgang mit Steuergeldern und Beiträgen der Sozialversicherten betrifft auch die vielen Umschulungsmaßnahmen der Vergangenheit in die Heilberufe. Diese Gelder sind weggeschmissen. So ist auch die gewaltige Förderung zu sehen die noch vor kurzem die Branche in den neuen Bundesländern seit der Wende erfuhr. Sicherlich hat auch kein Sozialpolitiker daran gedacht daß gerade im Masseurberuf viele Blinde und Sehbehinderte ihren Arbeitsplatz fanden und erstklassige Leistungen durchweg erbrachten. Diese Türen sind jetzt verschlossen. Besonders bitter für die betroffenen Menschen ist die Tatsache daß die meisten Heilbäder und Kurorte in wirtschaftlich schwachen Regionen liegen. Eine Erhöhung der Zahl der Langzeitarbeitslosen ist vorprogrammiert. Nein von dieser volkswirtschaftlich einst bedeutenden staatlich geförderten Dienstleistungsbranche mit ihrem früher vorderen Platz in den Fremdenverkehrsstatistiken werden auf Jahre hinaus keine Konjunkturimpulse mehr ausgehen. Sie ist in tiefe Agonie gestoßen worden. hl

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