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May 2024

S. Füeßl zum Problem funktioneller Beschwerden Alles in Ordnung! genügt nicht

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 7 S. 27-28. 1998;

Abstract: Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Schriftleiter der MMW D - München. Es gibt keine genauen Zahlen aber jeder Allgemeinarzt oder Internist in der Praxis und im Krankenhaus kann sicher bestätigen daß er bei 30-50% seiner Patienten die Diagnose eines funktionellen Syndroms stellen muß. In der Regel wird zur Abklärung der meist vielfältigen Beschwerden eine Reihe von diagnostischen Tests durchgeführt deren Auswahl nur teilweise von der Symptomatik in mindestens eben so großem Ausmaß aber auch von der Verfügbarkeit vom Fachgebiet des Arztes und den Präferenzen des Patienten bestimmt wird. Für die Mehrzahl der Ärzte ist "der Fall" erledigt wenn sie dem Patienten die vermeintlich erfreuliche Nachricht übermitteln können es sei "alles in Ordnung" und man bräuchte sich keine Sorgen zu machen. Ist es mit dem "Ausschluß von . . ." aber wirklich getan und dem Patienten damit ein guter Dienst erwiesen? Wohl kaum wie mehrere Untersuchungen zu diesem Problem zeigen. Bei Patienten mit Reizmagen die sich wegen Oberbauchbeschwerden einer Gastroskopie unterziehen führt zwar die beruhigende Versicherung des Arztes daß keine schwerwiegende Erkrankung vorliege kurzfristig zu einer deutlichen Abnahme der Besorgnis um die eigene Gesundheit bzw. der Furcht vor einer schwerwiegenden Erkrankung. Allerdings ist dieser "Erfolg" von kurzer Dauer. Bei den am meisten besorgten Patienten wird bereits 24 Stunden nach den beruhigenden Worten des Arztes nahezu wieder dasselbe Besorgnisniveau erreicht [1]. Ein noch bedenklicheres Ergebnis erbrachte eine Studie aus Australien bei der Patienten mit unklaren Thoraxschmerzen oder Palpitationen bzw. beschwerdefreie Patienten mit einem Herzgeräusch vor und nach der Echokardiographie untersucht wurden. Alle Patienten mit Beschwerden und einem Normalbefund waren nach der Untersuchung so besorgt wie zuvor. Von 28 wegen eines Auskultationsbefundes untersuchten Patienten wurden 20 zunächst unbesorgte durch die Entdeckung des Geräusches erst beunruhigt 11 davon blieben in diesem Zustand auch nach der unauffälligen Echokardiographie. Den Patienten in seiner psychischen und sozialen Dimension erfassen Wie viele "Patientenkarrieren" durch die Methode des "Zum Ausschluß von ..." / "Alles in Ordnung" eingeleitet werden ist unbekannt doch sollte sich der Arzt zumindest der möglichen psychischen Folgen einer Abklärungsstrategie bewußt sein. Natürlich gibt es keine leichte Lösung dieses Dilemmas in dem sich der Arzt befindet. Schließlich hat er den Auftrag organische Ursachen für Befindensstörungen auszuschließen. Allerdings ist es an der Zeit das schlichte Motto "Was ich nicht diagnostizieren kann das sehe ich als seelisch an - und dann kommt der Nächste dran" aufzugeben. Die Diagnose einer Somatisierungsstörung sollte nicht nur durch Ausschluß von organischen Erkrankungen sondern positiv durch die intensive Beschäftigung mit der Anamnese gestellt werden. Als typische Kriterien gelten eine lange Anamnese eine größere Zahl wechselnder Beschwerden und der Bezug der Beschwerden zu biographischen Ereignissen. ... ___MH


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