M. Fröschl zu AIDS 1998 - Therapie und Prävention Effektiv aber komplex

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 49 S. 655/17. 1998;

Abstract: Prof. Dr. med. Monika Fröschl Bayerische AIDS-Stiftung und Katholische Stiftungsfachhochschule München. Während vor fünf Jahren ein einziger antiretroviraler Wirkstoff zur Verfügung stand sind es derzeit wenn man Substanzen in Entwicklung dazuzählt weit über 20 Medikamente. Heute kann man im wahrsten Sinne des Wortes von der Qual der Wahl sprechen. Die Frage ob man gemäß dem Motto "Hit early and hard" gleich mit der effektivsten derzeit verfügbaren Kombination beginnen soll wird nicht mehr so einhellig mit Ja beantwortet da das Problem der Folgebehandlung bei Versagen der Initialkombination immer evidenter wird. Und dann stellt sich die Frage: Was ist diese effektivste Kombination zwei Hemmer der reversen Transkriptase und ein Proteinase-Inhibitor oder die Kombination mit einem nichtnukleosidalen Reverse-Transkriptase- Fakt bleibt: Den Patientinnen und Patienten geht es derzeit wesentlich besser als vor fünf Jahren. Hemmer? Es heißt auch bei Therapiestart bereits an die möglichen Folgekombinationen zu denken. Zunehmend wird deutlich daß die anfangs propagierten Erfolgsraten in der täglichen Praxis nicht erreichbar sind. Viruskopienzahlen unter 400/ml erreichen nach einem Jahr etwa 50% der Betroffenen. Alles in allem extrem komplex und nur noch - wenn überhaupt - für Spezialistinnen und Spezialisten durchschaubar. Und auch die Patienten und Patientinnen müssen spezialisiert sein: Sie brauchen eine genaue Kenntnis der Einnahmemodalitäten. Sie müssen dazu fähig sein oder befähigt werden die antiretrovirale Behandlung in ihren täglichen Lebenslauf einzuplanen und die Medikamente konsequent einzunehmen. Aber ein Fakt bleibt: Den Patientinnen und Patienten geht es derzeit wesentlich besser als vor fünf Jahren und das ist sehr erfreulich. Eine gewisse Skepsis ist nicht zu überhören: Wie lange wird dies so bleiben? Um so wichtiger ist neben der optimalen medizinischen Versorgung die psychosoziale Betreuung der Betroffenen. Die neue Frage nach den Lebensperspektiven mit der chronischen Krankheit AIDS ist nur mit kompetenter Unterstützung von Psychologie sozialer Arbeit Pflege und kreativen Methoden wie Kunsttherapie möglich. Wie gestalte ich mein Arbeitsleben wie mein Privatleben sind Fragestellungen die nur individuell und prozeßhaft beantwortbar sind. Mit den derzeit verlängerten Überlebenszeiten steigt insgesamt die Prävalenz der HIV-Infektion d. h. es leben mehr HIV-infizierte Menschen unter uns. Die Prävention sexueller Übertragungen wird damit immer wichtiger. Gerade für junge homosexuelle Männer die sich derzeit vermehrt infizieren sind Präventionsprogramme dringend erforderlich die das Thema Sexualität miteinbeziehen oder in den Mittelpunkt stellen. ... ___MH

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