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May 2024

B. Conrad A. Ceballos-Baumann zu den Einsatzmöglichkeiten von Botulinum-Toxin in der Neurologie Vom Gift zum Standardtherapeutikum

Journal/Book: Münch. med. Wschr. 140 (1998) Nr. 36/37 S. 29-30. 1998;

Abstract: Prof. Dr. med. B. Conrad Dr. med. A. Ceballos-Baumann Neurologische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München. Es bleibt eine erstaunliche Tatsache daß sich ein einst gefürchtetes Gift (Botulinum-Toxin) in den letzten Jahren zu einem Standardtherapeutikum in der Neurologie entwickelt hat. In dem Beitrag von Hartmann u. Gasser in dieser Ausgabe (s. S. 481 / 31) geht es neben dem klassischen Einsatz von Botulinum-Toxin bei den fokalen Dystonien der zweifellos die Therapie revolutioniert hat um weitere und neuere Indikationen. Vor der Botulinum-Toxin-Ära bestand in vieler Hinsicht ein therapeutisches Dilemma: Patienten mit Torticollis spasmodicus wurden mit so unterschiedlichen Ansätzen wie Psychoanalyse stereotaktischen Operationen oder Antiparkinsonika behandelt und sogar Neuroleptika die selbst Bewegungsstörungen ("Spätdyskinesien") auslösen können wurden eingesetzt. Botulinum-Toxin hat zugleich einiges mehr als nur die Therapie der Dystonien verändert: verschiedene fokale Dystonien wie der Schreibkrampf der Blepharospasmus die spasmodische Dysphonie ("spastische Heiserkeit") wurden aus ihrem Schattendasein seltener und skurriler Krankheiten befreit. Wie die langen Wartezeiten in den Botulinum-Toxin-Spezialambulanzen zeigen kann heute bei diesen Störungen nicht mehr von "Raritäten" die Rede sein. Mit Dystonie leben in Deutschland wahrscheinlich über 70000 Menschen. Wir wissen heute daß Dystonie keine psychogene Erkrankung ist sondern eine Motorikstörung im Basalganglien-Thalamokortikalen Regelsystem und genetische Defekte etwa auf Chromosom 18q und 4p bei einer zunehmenden Zahl von Patienten mit idiopathischer Dystonie verantwortlich gemacht werden können. Bei der Einführung des ominösen Botulinum-Toxins war von vornherein klar daß die Therapie mit dieser Substanz sehr effektiv sein mußte um Akzeptanz zu finden. Eine zusätzliche Hürde waren die Umstände der ersten klinischen Therapieversuche bei den fokalen Dystonien. Am Anfang der Botulinum-Toxin-Ära war die pharmazeutische Industrie nicht mit dabei. Einsatzmöglichkeiten von Botulinum-Toxin im Prinzip überall dort, wo eine vorübergehende Reduktion der Acetylcholin-Ausschüttung aus peripheren Nerventerminalen erwünscht ist. In Deutschland machten die wenigen ersten Anwender Ende der 80er Jahre ihre klinischen Erfahrungen mit einem Botulinum-Toxin das über ein dem britischen Verteidigungsministerium angegliedertes Labor (Porton Down) bezogen wurde. Die anfänglich damit verbundenen erheblichen Unwägbarkeiten wie z. B. besondere Genehmigungen und Versicherungsschutz wurden aufgrund der bestechenden Effektivität sowie der letztlich einfachen und sicheren Handhabung in Kauf genommen. ... ___MH


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