Medikamentöser Schwangerschaftsabbruch durch Mifepriston (RU 486)

Journal/Book: Münch.med.Wschr. 134 (1992) 51/52 S.44/842-50/846. 1992;

Abstract: Prof. Dr. med. H. Hepp Frauenklinik Klinikum Großhadern der Universität München Zusammenfassung RU 486 ist ein Derivat eines 19-Norsteroids mit anti-progesteronaler antiglukokortikoider und anti-östrogener Wirkung. Mit RU 486 in Kombination mit einem Prostaglandin-E2-Derivat (z. B. Sulproston) ist erstmals ein medikamentöser Schwangerschaftsabbruch möglich. Bis spätestens zum 49. Tag nach der Menstruation eingenommen wurde in großen kontrollierten Studien eine Gesamtkomplikations-Rate (incl. Versager-Rate) von 4% festgestellt. In diesen Studienprotokollen erfolgte der klinische Ablauf in vier Arztbesuchen. Ebenso wie beim operativ-instrumentellen Abbruch stellt der medikamentöse Abbruch mittels RU 486 in Kombination mit Prostaglandin einen somatischen und psychischen Eingriff in den Organismus der Frau mit Tötung des Embryos dar. Die körperlichen Nebenwirkungen im wesentlichen durch das Prostaglandin bedingt bestehen in Nausea Erbrechen Schmerzen und Menorrhagie. Mit der Möglichkeit des medikamentösen Tötens wird aus dem instrumentell aktiven ein indirekter Täter durch Rezeptieren oder Aushändigen des Präparates. War bislang zur Realisierung des eingeforderten Selbstbestimmungsrechtes der Frau der Arzt als handelnder Dritter nötig ist diese Verantwortungsübertragung bei dieser Abbruchmethode nur noch bedingt möglich. Die enge Frist von 49 Tagen (6 bis 7 Wochen post menstruationem) setzt die Frau in ihrem Konflikt unter Zeitdruck und verstärkt die Tendenz zur Panik. Zu befürchten ist daß über das neue "Wie" die Frage nach dem "Ob" und "Warum" (Indikation) im Bewußtsein der Gesellschaft immer mehr zurückgedrängt wird. Die zentrale Frage ist und bleibt die nach der Akzeptanz der Tötung Ungeborener und nicht nach der Tötungsart. Die ethische Diskussion darf sich nicht auf das "Wie" beschränken.

Keyword(s): Schwangerschaftsabbruch Mifepriston (RU 486)

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