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May 2024

Soziale Einbindung und koronare Herzkrankheit

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 30/ 1991; S. 455/ 23; (133 Jg.). 1991;

Abstract: Prof. Dr. J. Siegrist Fachbereich Humanmedizin/ Medizinische Soziologie Marburg Einer der Gründungsväter der (Medizin-)Soziologie Emile Durkheim hat vor beinahe 100 Jahren zum ersten Mal empirisch nachgewiesen daß soziale Vereinsamung in "anomischen" ("gesetzlosen") Phasen gesellschaftlichen Lebens zu einem erhöhten Selbstmordrisiko führt. Es vergingen weitere 70 Jahre bis die medizinsoziologische Forschung in ausführlichen Studien einen Zusammenhang zwischen sozialer Integration und Herz-Kreislauf-Gefährdung entdeckte. Diese Erkenntnisse wurden zuerst aus Migrationsstudien gewonnen. Aber auch innerhalb eines Landes waren Gruppen mit intakten kohäsiven sozialen Bindungen erstaunlich resistent gegen Herz-Kreislauf-Leiden. Im Jahr 1988 konnte James P. House in einem lesenswerten Aufsatz in der Zeitschrift Science auf der Basis von fünf großen epidemiologischen Bevölkerungsstudien folgende Bilanz ziehen [3]: es besteht eine inverse Beziehung zwischen dem Ausmaß sozialer Einbindung und der Höhe der Herz-Kreislauf-Sterblichkeit (ebenso der Gesamtsterblichkeit). Diese Beziehung ist bei Männern allerdings stärker ausgeprägt als bei Frauen. Zur Erklärung dieser Beziehung greift die Medizinsoziologie auf drei wichtige Bereiche protektiver Wirkungen gelungener sozialer Einbindung zurück: auf die instrumentellen Hilfestellungen in einem gut funktionierenden sozialen Netzwerk auf den Austausch von Information und die Verstärkung von Motivation (z. B. zu gesundheitsförderndem Verhalten) schließlich auf die Distreß-mindernden Wirkungen positiver emotionaler Erfahrungen in Primärgruppen wie Familie und Freundeskreis. Der zuletzt genannte Zusammenhang ist mittlerweile auch in der experimentellen Streßforschung weiter geklärt worden: befriedigende sozio-emotionale Bindungen verringern Herzfrequenz- und Blutdruckanstiege dämpfen exzessive sympatho-adrenerge Aktivierungen und erhöhen das Potential regenerativer physiologischer Prozesse. Zusammengenommen tragen diese Erkenntnisse zu einerweiteren Begründung eines biopsycho-sozialen Verständnisses körperlicher Erkrankungen bei. In Deutschland sind größere sozialwissenschaftliche Studien zum Zusammenhang zwischen sozialer Einbindung und koronarer Herzkrankheit erst in den vergangenen 15 Jahren durchgeführt worden [1 5]. Ihre Ergebnisse lassen sich im großen und ganzen mit den internationalen Erkenntnissen in Einklang bringen. Diese Studien geben jedoch aufgrund ihres Designs keinen Aufschluß über einen möglichen Einfluß sozialer Einbindung auf die Letalität nach Ausbruch des Herzinfarkts. ... ab

Keyword(s): C14 - F4 G2 Koronare Herzkrankheit - Soziologie medizinische


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