Risikobewertung pyrrolizidinhaltiger Arzneistoffe

Author(s): Habs, H., Forth, W.

Journal/Book: Deutsches Ärzteblatt. 1991; 41: 3425-3430.

Abstract: Die Pyrrolizidine mögen auf den ersten Blick lediglich als Inhaltsstoffe einiger Arzneimittel pflanzlicher Herkunft von Bedeutung sein, nicht zuletzt, weil das Bundesgesundheitsamt ihrer potentiellen kanzerogenen Wirkung wegen eine Mengenbeschränkung der Anwendung dieser Arzneistoffe für geboten hielt. Das Thema muß uns aber auch des- halb darüber hinaus beschäftigen, weil Pyrrolizidine als Naturstoffe auch Bestandteile einer Reihe von Nahrungsmitteln sind, deren Verzehr nach Qua-lität und Menge sich einer Reglementie-rung entziehen dürfte. Auf wie schwa-chen Beinen derartige Risikoabschät-zungen stehen, die teils aufgrund von In-vitro-Abschätzungen sogenannter gentoxischer Wirkungen, teils aufgrund der Ermittlung einer Nager-Kanzeroge-nität vorgenommen werden, haben kürzlich Ames und Gold in unser Bewußtsein zurüickgerufen: Science 249 (1990) 970-971. Das Konzept muß auf den Prüfwand, weil unsere Kenntnisse, so rasch sie fortschreiten, nach wie vor mangelhaft sind: das Zusammenspiel der Promoter-Wirkungen und der ei-gentlichen gentoxischen Wirkungen wird nach wie vor nicht verstanden. Dementsprechend ist es kühn, wenn Risikoabschätzungen vorgenommen werden, die diesen Überlegungen nicht gerecht werden. Ames et al. haben schon 1987 darauf hingewiesen, daß bei einem Vergleich auf Gewichtsbasis, in unserer Nahrung 10 000mal mehr sogenannte, .natürliche" Pestizide mit zum Teil erwiesener kanzerogener Wir-kung vorhanden sind, als gegenwärtig in Nahrung und Trinkwasser am Resten chemisch erzeugter Wirkstoffe mit ähn-licher Wirkung dort anzutreffen sind (Science 236 /1987) 271-280). Mit an deren Worten heißt das, daß das Konzept der Risikoabschätzung zur Dispo-sition steht.

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