Schwangerschaftsverdrängung

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 23/ 1990; S. 367/ 37 - 368/ 38; (132 Jg.). 1990;

Abstract: Prof. Dr. med. D. Richter Geburtshilflich-Gynäkologische Abteilung/ Psychotherapie Kreiskrankenhaus Säckingen Bad Säckingen So mancher Geburtshelfer ist während seines langen Berufslebens schon einmal dem Phänomen der verdrängten oder verleugneten Schwangerschaft begegnet. Überwiegend handelt es sich dabei um interessante Einzelfälle. Dies gilt übrigens auch für das entgegengesetzte Phänomen die eingebildete Schwangerschaft (Grossesse nerveuse Pseudocyesis). Man muß zwischen verdrängter Empfängnis verdrängter Frühschwangerschaft und verdrängter Spätschwangerschaft unterscheiden. Abzugrenzen davon ist die verheimlichte Schwangerschaft; die Schwangerschaft ist festgestellt und bewußt geworden wird aber einschließlich der Geburt mit allen Mitteln vor der Umgebung verborgen. Wegen einer fehlenden kontinuierlichen Schwangerschaftsbetreuung handelt es sich bei der verdrängten Schwangerschaft fast ausnahmslos um ausgesprochene Risikoschwangerschaften. Die Frauen werden von den einsetzenden Wehen überrascht. Diese können anfangs oder generell mißgedeutet werden. Es kann zu Früh- bzw. Totgeburten kommen zu Hausgeburten - allein ohne Hilfe - oder zur Geburt im Auto oder Krankenwagen oder es treten andere Geburtsumstände ein die ein hohes Risiko für Mutter und Kind bedeuten. Eigene Beobachtungen Uns sind drei Fälle von verdrängter bzw. verleugneter Schwangerschaft bekannt: Eine 21jährige isoliert lebende Frau die mit 17 Jahren ihr Elternhaus verlassen hatte kam vom Hausarzt geschickt in der 37. Schwangerschaftswoche mit regelmäßigen Eröffnungswehen in den Kreißsaal. Bei ihr fand sich später eine Borderline-Persönlichkeit. Bei einer 46jährigen Serviererin wurde die Schwangerschaft in der 34. Woche im Rahmen einer Krebsfrüherkennungsuntersuchung entdeckt. Sie berichtete über nahezu regelmäßige periodenähnliche Blutungen während der Schwangerschaft. Eine 48jährige Bäuerin beobachtete zwar ein "Anschwellen des Leibes" und eine erhebliche Gewichtszunahme deutete diese Veränderungen jedoch als Ausdruck der Wechseljahre. Diese II. Para (eine Spontangeburt vor 22 Jahren) kam in der 39. Woche mit vollständigem Muttermund noch rechtzeitig zur Aufnahme in den Kreißsaal. Eine 18jährige Abiturientin konnten wir im Rahmen einer verheimlichten Schwangerschaft begleiten. Die Schwangerschaft wurde in der 19. Woche festgestellt. Auf Wunsch der jungen sehr intelligenten und selbstreflektierten Frau wurde in Absprache mit dem Jugendamt von Anfang an eine Adoption vereinbart. ... ab

Keyword(s): G8 - F1 F3 Schwangerschaft - Verdrängung Verleugnung

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