Kinder- und Jugendpsychiatrie

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 4/ 1990; S. 025/ 31; (132 Jg.). 1990;

Abstract: Prof. Dr. med. J. Martinius Institut für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universität München Zusammenfassung Kindheit und Jugendalter sind im Leben des Menschen besondere Phasen der Entwicklung. Jeder durchläuft sie auf seine Weise; Abweichungen und Schwankungen gehören dazu. Von der großen Mehrzahl werden diese Phasen gesund durchlaufen. Die Bedingungen unserer Lebenswelt haben den Kindern in hochzivilisierten Ländern eine nie dagewesene körperliche Gesundheit beschert. Und auch die geistig-seelische Entwicklung verläuft weithin in regelhaften Bahnen. Allerdings: Unsere Lebensbedingungen haben sich in wenigen Jahrzehnten so dramatisch verändert daß deren Einfluß auf die geistig-seelische und soziale Entwicklung unserer Kinder der fortlaufenden Analyse bedarf. Die Situation von Familien beispielsweise hat sich dramatisch gewandelt. Eine zunehmende Zahl von Kindern wächst als Einzelkinder auf vielfach nur mit einem alleinerziehenden Elternteil. Der Lebensstil ist mobiler geworden Partnerschaften werden leichter gelöst. Umgekehrt wehren Familien wenn sie Anpassung und Flexibilität nicht leisten können Ängste und Unsicherheiten oft durch einseitige starre Reaktionsweisen ab. Wie unsere Kinder langfristig auf die vielen geänderten Lebensbedingungen reagieren werden wird zu untersuchen sein. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat sich nur zögerlich an solche Forschungsaufgaben herangewagt. Und das ist verständlich. Zum einen war dieses Fach ähnlich wie andere Fächer in der Medizin epochalen Bestrebungen und Meinungen ausgesetzt denen es immer wieder auch gefolgt ist. Ursprünglich lagen Schwerpunkte im hirnpathologischen Verständnis von psychischen Krankheiten - gefolgt von einseitigen forschungshemmenden Einflüssen der Psychoanalyse und reduktionistischer Lerntheorien. Mittlerweise ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie dabei die Gefahr einseitiger theoretischer Festlegungen zu erkennen und sich einem Verständnis zu öffnen welches die Synopse des Ganzen anstrebt. In diesem Konzept findet die dramatische biologische Wende in der Psychiatrie ebenso Platz wie die psychologische Analyse des Individuums seiner Entwicklung und seiner sozialen Bezüge. Zum anderen bilden die genannten Ebenen nicht die ganze Struktur jenes Raumes in dem unsere Forschungsaktivität ansetzt. Die Dynamik kinder- und jugendpsychiatrischer Störungen wird stets durch den Faktor Entwicklung mitbestimmt der - wie bekannt - manchmal für ein spontanes "Auswachsen" ... ab

Keyword(s): F4 G2 Kinder-/Jugendpsychiatrie

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