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May 2024

Wissenschaft ohne Moral

Journal/Book: MMW-Fortschr. Med. - Nr. 38/ 1990; S. 571/ 39; (132 Jg.). 1990;

Abstract: Priv.-Doz. Dr. med. H. S. Füeßl Medizinische Poliklinik der Universität München Seit fast 50 Jahren wird vor allem in den USA diskutiert ob die Ergebnisse der medizinischen Experimente die während der Nazi-Herrschaft in deutschen Konzentrationslagern durchgeführt wurden zitiert und damit in den Kodex der biomedizinischen Forschung aufgenommen werden dürfen. Die Gegner argumentieren eine Bezugnahme auf diese Art von Forschung stelle in gewisser Weise eine Anerkennung der schrecklichen Ereignisse dar und unterstütze die Tendenz eines unmoralischen Utilitarismus der Forschung. Dadurch würden die Opfer entehrt und die Gefühle der Überlebenden verletzt. Die Befürworter einer wissenschaftlichen Nutzung der Daten wenden ein man sei den Opfern geradezu schuldig die durch sie gewonnenen Erkenntnisse anderen zugute kommen zu lassen. Wie immer in ethischen Grundsatzdebatten werden Szenarios der Extreme entworfen z. B.: Würde die Einstellung der Gegner die gleiche bleiben wenn die Hypothermie-Experimente eine einfache Methode aufgezeigt hätten um Menschen vor dem Erfrieren zu retten? Gnade der schlechten Methodik? Die Beschreibung der Dachauer Hypothermie-Experimente des Dr. med. Sigmund Rascher durch R. Berger im New England Journal of Medicine [2] wird hoffentlich die Diskussion beenden. Anhand eines intensiven Literaturstudiums der verfügbaren Quellen - größtenteils Berichte die Rascher an Himmler schrieb nachdem die Primärdaten vor der Einnahme des Konzentrationslagers durch die Amerikaner vernichtet worden waren - kommt Berger zu der überzeugenden Erkenntnis daß die Dachauer Hypothermie-Experimente nicht nur bestialisch grausam sondern auch schlecht geplant nachlässig durchgeführt und in ihren Ergebnissen in weiten Teilen frei erfunden waren. Die Untersuchungen bei denen etwa 300 Opfer durch Unterkühlung umgebracht wurden sind wissenschaftlich gesehen wertlos. Daher scheint auch die Debatte über die Zitierfähigkeit dieser Studien müßig da sie aufgrund invalider Daten ignoriert werden können und müssen. Durch die "Gnade" einer schlechten Methodik können sich zumindest die Wissenschaftler aus dem Dilemma davonstehlen wissenschaftlich wichtige Ergebnisse gegen die Verletzung ethischer Standards abwägen zu müssen. So gesehen hat Berger der Wissenschaft einen guten Dienst getan indem er die Dachauer Experimente ihres Mythos beraubt und sie als dürftiges Unterfangen eines krankhaft ehrgeizigen und moralisch minderwertigen Subjekts entlarvt hat. ... ab

Keyword(s): H1 - K1 Forschung - Ethik medizinische


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