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May 2024

Verantwortungsvolle Antibiotikatherapie

Journal/Book: Z. ärztl. Fortbild. 84 (1990) 411-412. 1990;

Abstract: Prof. Dr. sc. med. Renate Baumgarten Infektionsklinik (Chefarzt: OMR Prof. Dr. sc. med. R. Baumgarten) des Städtischen Krankenhauses Berlin-Prenzlauer Berg (Ärztlicher Direktor: OMR Prof. Dr. sc. med. G. Loewe) Antibiotika haben erregerbedingte Erkrankungen epidemiologisch begrenzt und therapeutisch beherrschbar gemacht. Heute werden sie bei der Symptomatik Fieber und Leukozytose von vielen Ärzten fast reflexartig verordnet. Auch das therapeutische Begehren der Patienten ist bei fieberhaften Erkrankungen sehr auf die Einnahme von Antibiotika ausgerichtet. Die Nutzen-Risiko-Relation wird dabei in der Regel nicht beachtet. Jeder antibiotisch behandelte Patient wird unvermeidlich zu einer Produktionsstätte für resistente Keime. Antibiotika induzieren die Entwicklung von Resistenzmechanismen und erzeugen einen Selektionsdruck zugunsten resistenter Varianten von pathogenen und nichtpathogenen Keimen. Dabei ist auch die Selektion nichtpathologischer Keime nicht ohne Gefahr. So stellen z. B. resistente E. coli die Vehikel für die Übertragung von Resistenzmechanismen dar. Auch das paradoxe Phänomen daß durch die Störung des ökologischen Gleichgewichtes mit der erfolgreichen Behandlung einer Infektion eine andere auslöst oder begünstigt werden kann wird oft nicht bedacht: So ist Clostridium difficile gegen Cephalosporine und Beta-Laktamantibiotika resistent. Bei Störung des natürlichen Gleichgewichtes der Darmflora kann es überwuchern und toxinbedingt die pseudomembranöse Kolitis verursachen. Das Antibiotikum der Wahl gegen Clostridium difficile ist Vancomycin. Die unkritische Anwendung von Antibiotika und die damit assoziierte Resistenzentwicklung zwingt die pharmazeutische Industrie zur Entwicklung immer neuer Antibiotika und führt zu einer kontinuierlichen Kostensteigerung im Gesundheitswesen. Resistenzen entstehen in immer kürzeren Zeitintervallen so daß bei den modernen Gyrasehemmern schon jetzt darüber berichtet wurde. Diese Entwicklung ist nur durch eine konsequente wissenschaftlich begründete Verordnungsweise aufzuhalten. Dazu gehört primär die gründliche Überlegung ob der Zustand des Patienten eine Antibiotikatherapie unbedingt erforderlich macht. So sind Darmlumeninfektionen selbstlimitierte Erkrankungen die bei einem primär gesunden nicht immunsupprimierten Patienten durch die körpereigene Abwehr limitiert werden. Mehr als 80 % der Infektionen der oberen Atemwege sind virusbedingt und können nicht durch Antibiotika beeinflußt werden. Tumoren Kollagenerkrankungen und Arzneimittel induzieren Fieber und Leukozytose und sind nicht erregerbedingt. Erfordert der Allgemeinzustand des Patienten eine sofortige Antibiotikatherapie sollte nach Möglichkeit zumindest in der Klinik versucht werden ... wt


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