Über Kurpatienten und ihre Probleme

Journal/Book: H u K 34 10/82 S. 360-363. 1982;

Abstract: Medizinaldirektor Dr. med. Gerrit Zillinger Nervenarzt Buching Der Redaktion ging vor einiger Zeit der nachfolgende Beitrag zu der ärztlich-pädagogische dialogische Überlegungen zu einem stets aktuellen soziopsychologischen Problem beinhaltet. Der Verfasser behandelt darin ein Thema das oft flüchtig aufgegriffen oberflächlich diskutiert und dann schnell wieder beiseite gelegt wird. Unter anderem wird darin ein Problem behandelt das - obwohl immer aktuell - allzu gern belächelt und nicht als wissenschaftliches Thema ernstgenommen wird: das Problem "Kurschatten". Die von hohem ethischen Niveau getragenen Ausführungen ließen es aber der Schriftleitung angezeigt erscheinen den Lesern von HEILBAD UND KURORT den Beitrag nicht vorzuenthalten. S c h o p e n h a u e r hat einmal gesagt: "Neun Zehntel allen Glücks beruhen allein auf der Gesundheit. Mit ihr wird alles zur Quelle des Genusses; hingegen ist ohne sie kein äußeres Gut welcher Art es auch sei genießbar"; wir können hier fortfahren: Gesundheit schätzt man erst recht wenn man sie verloren hat. Und auch wenn man in Abweichung von der Auffassung daß "Gesundheit das höchste Maß an leiblichem geistigem und seelischem Wohlbefinden" sei sagt: "Gesundheit ist die Fähigkeit trotz eines gewissen Maßes an Mängeln Störungen Schäden leben und arbeiten genießen und zufrieden sein zu können" auch dann wird man erkennen daß Gesundheit ein Wert ist an dessen Erhaltung zu arbeiten lohnt. Jahr für Jahr werden in der Bundesrepublik Millionen Kuren durchgeführt. Millionenfache Kurbedürftigkeit: Darin spiegelt sich einerseits vielfältiges Leiden Schmerzen Not und Verzweiflung - Millionen Kuren aber beweisen gleichzeitig Jahr für Jahr daß der Kampf gegen die Ursachen der Kurbedürftigkeit mit zum Teil unzulänglichen Mitteln geführt wird. Alle Verantwortlichen vertreten daher heute die Auffassung daß es notwendig sei Kuren und Gesundheitserziehung als einen untrennbaren Komplex anzusehen - ja daß man eine moderne wissenschaftlich begründete Gesundheitserziehung - die Lehre vom gesunden Leben - in das gesamte Kurwesen einführen müsse. Gesundheit verlangt nicht nur in der Kur sondern vor allem im Alltag ein ständiges verantwortungsbewußtes gesundheitsorientiertes Lernen und An-sich-weiter-arbeiten; "Lernen aber das ist wie das ständige Rudern gegen den Strom; wenn man damit aufhört fällt man zurück" (Fr. B i e d e r m a n n) . "Das Kurwesen könnte Erziehungsanstalt der Nation werden" sagte einmal programmatisch der emeritierte Heidelberger Soziologe und Arbeitsmediziner Professor Hans S c h ä f e r und er forderte darüber hinaus apodiktisch auch für den Alltag eine gesundheitsausgerichtete "Askese in einer Welt der Verzweiflung"; behalten wir diese Ausgangsüberlegung im Gedächtnis. ... ___MH

Zurück | Weiter