Heilpflanzen-Welt - Die Welt der Heilpflanzen!
Heilpflanzen-Welt - Natürlich natürlich!
May 2024

Geriatrische Aspekte im Kurwesen

Journal/Book: H u K 34 3/82 S. 69-73. 1982;

Abstract: Dr. med. Theo Kleinschmidt Ärztlicher Direktor des Alpensanatoriums Bad Tölz Propädeutik Eine kurze kennzeichnende Aussage zum Altersthema ist heute zumal aus der Perspektive der Kur schwieriger zu machen als jemals zuvor. Die oft karikierte Heuchelei mit dem eigenen Alter - alt sind bekanntlich immer nur die anderen! - ist dafür vielleicht ein zu weit hergeholtes Indiz; dennoch markiert es treffend die neurotische Koketterie mit der Altersverdrängung die zum verbreiteten und beliebten Gesellschaftsspiel geworden ist und bis ins Kurwesen durchschlägt. - Substanzieller ist schon der Hinweis daß niemand gern und ohne Not die pejorativ firmierende Altersrolle akzeptiert um so lange wie möglich der Unbill aus dem Wege zu gehen die dem Altenteiler unserer Gesellschaft ohnehin früh genug ins Haus steht. Mit seiner Aussteuerung aus dem aktiven und produktiven Arbeitsleben widerfährt dem Rentner oder Pensionär oft genug die letzte soziale Geste sind doch die Alten danach nur mehr die Kostgänger der Gemeinschaft - ohne Aufgaben ohne Ansehen ohne Echo und ohne Anerkennung. Das Abfeiern in den Ruhestand mit dem hohen Liede vom erfüllten Leben nach getaner Pflicht gerät in der Retrospektive schnell zum rhetorischen Schnörkel um jenen amtlich zugestellten Offenbarungseid daß man nun künftig nichts mehr zu tun brauche da man nicht mehr gebraucht werde. Der sich nur noch im Leerlauf erfüllende Tageslauf ist eine andere bittere Alterserfahrung von der wir hören. Die Zeit einfach totzuschlagen um die Rente auszuleben wie das auch oft betont burschikos empfohlen wird ist schierer Zynismus schlägt und trifft man sich doch immer nur selber. Die Rente oder die Pension kennzeichnet nur eine ökonomische Position des Alters und gibt nichts her für seine ökologische Legitimation: gerade die aber hat sich in den letzten Jahrzehnten radikal gewandelt und ist ganz wesentlich schuld an jenen Problemen die uns heute auch in Kuren zu schaffen machen. Ob unsere Kuren darauf eingestellt sind wird zu untersuchen sein. Unsere eingangs bekundete Skepsis begründet sich nicht nur in diesen wenigen Hinweisen sondern in der alltäglichen Erfahrung der Sprechstunde daß es "die Alten" und "das Alter" so nicht gibt weder als eine homogene Generationsgruppe noch als einen medizinisch definierbaren Status! Die als Stereotypien auf uns überkommenen Negativvorstellungen von der Hilfs- und Pflegebedürftigkeit der Alten (3) deckt sich nicht mehr mit unserer Lebenswirklichkeit. Weder gibt es noch die in knöchellanges Schwarz gehüllten bis zum Hals eingeschnürten und zur Haltung der vitalen Entsagung gebrachten Matronen unserer Kinderzeit noch sehen wir heute jene vatermörderisch eingekleidete steifbeinig gespreizte Greisenwürde wie wir sie von den Bildern dieses Jahrhundertanfangs von den Männern kennen. Nicht nur haben sich diese "Greise" gemausert zu den heute meist beneideten Männern in den sog. besten Jahren; auch die Großmütter von einst konkurrieren heute in Temperament und Auftreten mit ihren Töchtern. Wir würden es heute alle als Zumutung registrieren redete man uns sofern wir das 50. Lebensjahr überschritten haben mit "ehrwürdiger Greis" an wie das im Jahr 1912 das festgelegte Innungszeremoniell mancher Handwerkszunft für ihre freizusprechenden Gesellen vorschrieb! ... ___MH


Search only the database: 

 

Zurück | Weiter

© Top Fit Gesund, 1992-2024. Alle Rechte vorbehalten – ImpressumDatenschutzerklärung