Praxis der Gesundheitsbildung in Maß und Zahl

Journal/Book: H u K 34 8/82 S. 239-240. 1982;

Abstract: Medizinaldirektor Dr. med. Oscar Hammer Facharzt für Innere Medizin Lungen- und Bronchialheilkunde Badearzt Bad Nauheim Der heutige Patient ist klinisch-somatisch über- und nervlich-psychisch unterbehandelt. Der Kranke in der modernen hochzivilisierten Welt ist I. erlebnisgestört durch: 1. ideologische Multikonzepte 2. nur organpathologische Betrachtungsweise 3. Angst vor zu viel invasiver Technik ("Harpun-Diagnostik" nach Max Bürger) 4. materialistisch-naturwissenschaftliche Umweltorientierung; II. vereinsamt durch: 1. Mangel an An- und Aussprache 2. egoistisch-individualistisches Zielstreben 3. Mangel an zwischenmenschlichen Kontakten 4. Verweilenmüssen in Wohnsilos 5. Kuraufenthalt in zum Teil atmosphärelosen Untersuchungsanstalten mit computergesteuerten Untersuchungssystemen am laufenden Band ("Gesundheitskaserne") 6. Mangel an Liebe Vertrauen und Geborgenheit; III. lädiert durch: 1. chronische Streß-Situationen 2. Emotionen 3. Unmöglichkeit der Konfliktabwehr 4. Fehlanpassung mit ihren Risikofaktoren der Arteriosklerose und des Herzinfarktes das sind a) Rauchen b) chronischer Streß c) Bewegungsmangel d) Übergewicht und Fettsucht; 5. dekompensiert (erschöpft und geschwächt) durch: a) Idealverlust b) Stimmungslabilität (gereizt verspannt und ängstlich depresssiv unzufrieden); 6. krank infolge: a) psycho-vegetativen Syndroms (vegetative Dystonie neurozirkulatorische Dystonie Neurasthenie Nervosität Organneurose) b) psychogenen Rheumatismus mit Fehlhaltungen ("den Kopf hängen lassen" der Rücken gebeugt durch Sorgen ) c) Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre (70 der Männer mit Ulcus ventriculi "fressen alles in sich hinein". In der Bundesrepublik Deutschland erkranken pro Jahr 75 000 Menschen an einem Ulcus ventriculi oder Ulcus duodeni) d) psychischen Asthma bronchiale e) funktioneller Gefäßspasmen mit Durchblutungsstörungen (vasomotorische Kopfschmerzen Migräne) f) funktionell-nervlich bedingten Rhythmusstörungen des Herzens (Herzjagen Herzstolpern) g) funktioneller nervöser Blutdruckregulationsstörungen (Blutdruckschwankungen) h) Risikofaktoren der Arteriosklerose und des Herzinfarktes (koronare Herzkrankheit) i) Herzangst und Angst durch das Herz Angst vom Herz Angst auf dem Herz Angst um das Herz (Mensen). Von Dr. Ernst Kleinert 1958 bis 1981 Kurdirektor in Bad Nauheim ging sowohl in Bad Nauheim als auch im Deutschen Bäderverband die Initiative der Gesundheitserziehung aus. Säulen dieser Initiative in Bad Nauheim sind: 1. Bad Nauheimer Raucherentwöhnungstherapie (Hammer Perschewski Euler); 2. Bewegungstherapie (Terrainkur); 3. Ernährungsberatung durch die Ernährungsberaterin Rita Braun (DGE); 4. Gruppentherapie "Übergewicht - Deine Entscheidung" (Dr. Voß-Esau Dr. Schröder); 5. Gesundheitsausstellung der Barmer Ersatzkasse; 6. Gesundheitslehrschau der Hessischen Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitserziehung Marburg mit Leistungsprüfgeräten für Gesunde (Dr. v. Freytag-Loringhoven); 7. Autogenes Training (Drs. Mahr Hammer); 8. Arztvorträge (Drs. Dembowski Hammer Kampmann Patyna Schröder Teodoro); 9. 1981 wurde vom neuen Kurdirektor Dr. Eduard Alt das "Haus der Gesundheit" als Stätte der Gesundheitserziehung eröffnet und eine fachärztliche Beratungs-Sprechstunde (Dr. Hammer) für Kurpatienten die sich nicht in ärztlicher Behandlung befinden und Aufklärung suchen bei Primärprävention Verhinderung von Krankheiten bevor Symptome auftreten) Sekundärprävention (Maßnahmen zur Verhinderung weiterer gesundheitlicher Schäden) und Tertiärprävention (Nachbetreuung zur Vermeidung von Rückfällen). ... ___MH

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