Bad Orb als Heilbad - Entwicklung und Ausblick

Journal/Book: H u K 34 10/82 S. 306-311. 1982;

Abstract: Dr. med. Alphons Engel Arzt für Allgemeinmedizin Bad Orb In einer Zeit krisenhafter Entwicklungen auf vielen Gebieten unseres Gemeinwesens stehen die Kur- und Erholungsorte als Hauptbetroffene der Sparbeschlüsse der Regierung im Mittelpunkt des Interesses. Im Bereich des Gesundheitswesens speziell der Rehabilitationsmaßnahmen und der Kuraufenthalte zielen diese Sparbeschlüsse besonders auf die freie Badekur während die klinifizierte Kur laut Aussage des Bundesministers für Arbeit und Sozialordnung auf dem letzten Deutschen Bädertag ihre Bedeutung behalten ja möglicherweise verstärkt werden soll. Die damit auch gesundheitspolitisch beabsichtigte Wirkung trifft vor allem Kurorte wie Bad Orb wo die freie Badekur den Hauptteil aller Kurmaßnahmen darstellt. Bei dieser Entwicklung stellt sich die Frage: Hat der klassische Kurort eine Zukunft oder nicht? Diese Frage soll am Beispiel von Bad Orb dem Veranstaltungsort des diesjährigen Deutschen Bädertages untersucht und dargelegt werden. Bad Orb ist eine Kleinstadt von etwa 8500 Einwohnern in einem nach Norden auslaufenden Spessarttal von etwa 12 km Länge gelegen. Hier wird zu 90 % die freie Badekur durchgeführt. Es bestehen über 600 kleine und mittlere Beherbergungsbetriebe mit zusammen etwa 8000 Betten und entsprechend viele Heilberufe. Bad Orb ist ganz auf den Kurbetrieb eingestellt eine andere Erwerbsmöglichkeit besteht am Orte praktisch nicht. Die oben gestellte Frage nach der Zukunft des Kurortes ist also besonders für Bad Orb brennend. Grundlage des Kurbetriebs sind die ortsgebundenen Kurmittel und zwar: drei eisenhaltige Natriumchloridsäuerlinge mit einem hohen Gehalt an freier Kohlensäure. Diese salzhaltigen Quellen haben das Leben der ortsansässigen Bevölkerung in den über 900 Jahren ihrer Geschichte bestimmt. Zeiten des Wohlstandes besonders im Mittelalter wechselten mit Zeiten großer wirtschaftlicher Not. Auch in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts herrschte hier eine unvorstellbare Not die den damaligen Landesherrn König Ludwig I von Bayern veranlaßte mittels einer eigenen großzügigen Spende und einer Kollekte in ganz Bayern Hilfe für eine bessere Entwicklung und künftiges Wohlergehen der Orber Bevölkerung zu suchen. In dieser Notzeit war es ein mutiger und verdienstvoller Bürger der Stadt Orb nämlich der Apotheker Franz Leopold Koch der die bereits anderenorts eingeführte Verwendung von Sole zu Heilzwecken auch in der bisherigen Salzsiederstadt Orb einzuführen gedachte. Im Jahre 1837 eröffnete er zu Orb eine Solbadeanstalt. Dieses Unternehmen wurde zur Keimzelle des heutigen Kurortes - wenn ihm auch am Anfang jeder Erfolg versagt blieb. Mehrere Eingaben an die damalige landesherrliche bayrische Behörde wurden abschlägig beschieden da die gesamten wirtschaftlichen wohnlichen und verkehrsmäßigen Verhältnisse für die Gründung eines Kurortes denkbar ungeeignet seien. ... ___MH

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