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May 2024

Rhythmische Schwankungen der Kammerschlagfolge bei perpetueller Flimmerarrhythmie

Journal/Book: Z. f. Kreislaufforsch. 48 (1959) 1021-1031. 1959;

Abstract: Kardiologisch-balneologische Forschungsstelle (Leiter: OA Dr. med. H. Jordan) des Staatsbades Bad Elster (Ärztl. Direktor: Dr. med. H. Lachmann) Bei systematischen Untersuchungen über die zeitlichen Schwankungen der Herzperiodendauer (HPD) konnte in Analogie zu früheren Ergebnissen von Fleisch und Mitarb. (7) das regelmäßige Vorliegen echter periodischer langwelliger Änderungen in der zeitlichen Abfolge der einzelnen Herzschläge untereinander nachgewiesen werden. Dabei war schon in vorangehenden Beobachtungen (17) die Tatsache erkannt worden daß auch bei der absoluten Arrhythmie solche Rhythmizitäten vorkommen. Es bedurfte aber einer objektiven mathematischen Methode diese Periodik zu analysieren ehe es möglich schien die Existenz echter Periodizitäten auch bei der als "absolut" oder "perpetuell" bezeichneten Arrhythmie (= Dyskymatie) des Herzens sicherzustellen. Methodik Zum Nachweis echter Periodizitäten in relativ kurzen komplizierten Kurvenschrieben eignet sich die Periodogrammanalyse nach Blume die eine Fortführung der Fourier-Analyse darstellt und auf die von Schuster angegebene Methodik zurückgeht (2). Die gewöhnliche Fourieranalyse ist zu diesem Zweck ungeeignet da bei ihr das über dem Analysenintervall liegende Kurvenstück als Überlagerung von Sinuswellen dargestellt wird deren Wellenlängen dem beliebig wählbaren Analysenintervall oder dessen ganzzahligen Teillängen gleich sind. Das Schustersche Verfahren ermöglicht hingegen den Nachweis von Wellen deren Längen keine ganzzahligen Teillängen des Analysenintervalles darstellen. Die Einzelheiten der Analysentechnik sind bei Blume (2 3 4 27) nachzulesen. In Berücksichtigung der Forderung die mittlere quadratische Abweichung der HPD zur Durchführung vergleichender Messungen errechnen zu können wurden von 10 Vp mit absoluter Arrhythmie lange z. Teil bis zu 5 min laufende Ekgs geschrieben und darin jeder einzelne Wert (Abstand von R- zu R-Zacke) ausgemessen (insgesamt 16 Meßreihen mit 13242 Einzelmessungen). Aus diesem Material über dessen statistische Auswertung anderorts berichtet wurde (17) konnten 16 einzelne Kurvenschriebe der Periodogrammanalyse unterzogen werden1. Zum Vergleich dienten gleichartige Analysen an Gesunden mit normaler Herzrhythmik. Die gemessenen R-R-Abstände wurden dazu einer gleitenden Mittelbildung unterworfen wobei durchweg Zehnermittel gewählt wurden um auf jeden Fall die respiratorischen Schwankungen (deren physiologisches Verhältnis zum Herzrhythmus etwa 4:1 beträgt (12) zu eliminieren. Die Mittelwerte wurden sodann fortlaufend über äquidistanten Punkten der Zeit-Abszisse als Kurvenzüge dargestellt und der Periodogrammanalyse zugeführt. Tabelle 1 I II III IV V VI VII VIII IX X XI XII XIII 205 sec. 155 - 205 sec. 105 - 150 sec. 95 - 105 sec. 85 - 95 sec. 75 - 85 sec. 65 - 75 sec. 55 - 65 sec. 45 - 55 sec. 35 - 45 sec. 25 - 35 sec. 15 - 25 sec. 10 - 15 sec. Anz. Wellen Mittl. Herz- Frequ. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + + ++ + + + + + + + + + + + + + + + ++ + + ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ ++ + ++++ +++ ++ + + 6 6 5 5 5 6 7 6 6 6 5 5 6 6 5 7 47 3 50 3 47 5 46 4 48 0 47 0 96 0 92 0 69 7 88 0 81 8 95 5 83 3 70 2 64 0 98 0 2 5 2 4 5 4 3 9 6 12 12 21 7 92 Ergebnisse Bei keinem der analysierten 16 Kurvenstücke fehlten periodische Schwankungen der HPD die denen der gesunden Vergleichspersonen absolut ähnelten. Tab. 1 zeigt die Verteilung der gemessenen Perioden (= Wellenlänge in sec) für die 16 Einzelmessungen: Man erkennt eine eindeutig rechtsschiefe Verteilung mit dem Gipfel für die Wellenlängen von 25-35 sec. Auffällig ist sofort daß im gleichen Kurvenstück gelegentlich 2 3 oder sogar 4 Perioden mit eng beieinanderliegender Wellenlänge vorhanden sind so daß progressiv angeordnet von 10-80 sec fast alle Zwischenlängen vertreten sind (s. Abb. 3). Es ist somit zunächst nicht offenbar ob sich bestimmte Gruppierungen mit einem nicht willkürlich festzulegenden Mittelwert auswählen lassen. Meine Untersuchungen an 24 Gesunden ergaben dagegen eine leichtere Unterteilungsmöglichkeit worüber anderorts berichtet wurde (18). Es ließen sich dabei 3 Gruppen mit folgenden Mittelwerten (= x) und Streuung (= s) abgrenzen. I 12 25 ± 1 92 sec (n = 24) II 28 0 ± 3 86 sec (n = 24) III 61 5 ± 9 00 sec (n = 24) d. h.: 1:2:3 5 mit Streuung 1:2:4 7; d. h.: x und s nehmen in gleichem Verhältnis zu. 4 Stichproben mit mathematischer Wellenanalyse daraus ergaben Wellen mit 66 5 33 4 und 16 2 sec Periodendauer im Mittel. Für die gesunden Probanden konnte ich seinerzeit keine Abhängigkeit der Wellenlängen von der mittleren Herzfrequenz feststellen (rxy - 0 37). Aus Tab. 1 ergibt sich jedoch daß die Schlagfrequenz offenbar auf die Wellenlänge einen bestimmten Einfluß hat. Unterteilt man Tab. 1 in 2 gleiche Hälften zu je 8 Kurvenmessungen nach der Höhe der durchschnittlichen Schlagfrequenz so ergibt sich Abb. 1. Sie zeigt daß die Verteilung der Fälle mit höherer Frequenz gleich der des Gesamtmaterials ist während die mit relativ niedriger Herzschlagzahl ein deutliches Überwiegen der langen und einen markanten Verlust der kurzen Wellenlängen aufweisen. Die Korrelation Wellenlänge (= x) zu (mittlerer) Frequenz des Herzens (= y) gemäß Tab. 1 läßt sich mit einem Koeffizienten rxy = -0 78 berechnen und ist mit < 0 1% Überschreitungswahrscheinlichkeit gesichert. Aus Tab. 1 läßt sich nunmehr der Versuch machen die dort vorkommenden dem Mittel und der Streuung der Gesunden entsprechenden Wellenlängen zusammenzustellen und deren Streuung zu berechnen. Dies veranschaulicht Tab.2. Tabelle 2 ------------------------------------------------------------------------ Gesunde Wellenlänge n Abs. Arrhythmie n und Streuungen Wellenlängen u. Streuungen ------------------------------------------------------------------------- I 12 25 ± 1 92 24 10-15 12 8 ± 1 6 7 II 28 00 ± 3 86 24 24-32 27 7 ± 2 61 8 III 61 5 ± 9 00 24 52-71 59 8 ± 4 93 11 ------------------------------------------------------------------------ Es bestehen dabei weder signifikante Differenzen der Mittelwerte noch der mittleren quadratischen Abweichungen. Des weiteren bleibt zu untersuchen ob sich durch deutliche Zäsuren in der Wellenlänge und deren Häufigkeiten Wellengruppen abgrenzen lassen. Abb. 1 gibt die Häufigkeitsverteilung wieder für deren Gipfelungen allerdings die bereits erwähnte Abhängigkeit von der Herzfrequenz und deren Häufigkeitsverteilung berücksichtigt werden muß weshalb die Unterteilung nach 2 Frequenzgruppen (46 5-69 7 pro min. sowie eine zweite Gruppe mit <70 0 pro min.). Ohne Abb. 1. Häufigkeitsverteilung der in Tab.1 aufgeführten Perioden. Dargestellt sind das Gesamtkollektiv (.-.) das Teilkollektiv mit niedriger (o- -o) und das Teilkollektiv mit höherer ( x-.-x) Grundfrequenz. Weiteres s. Text Die Abb. bestätigt zunächst die o. a. Korrelation und läßt ferner eine etwa dreigipfelige Verteilung der tachykarden (> 70/min) Fälle gegenüber einer zweigipfeligen der bradykarden (<70/min) erkennen. Aus dieser Verteilung hätte man analog der durchschnittlich 5 Wellen die für jeden einzelnen Fall gemessen worden waren 5 Gruppen von Wellenlängen zu unterscheiden die in Abb. 1 mit Klammern und römischer Bezifferung gekennzeichnet sind und dem jeweiligen Häufigkeitsmaxima einem oder beiden nach der Herzfrequenz getrennten Kollektive entsprächen. Die Berechnung einer solchen Aufteilung ergibt Tab. 3. Tabelle 3 ---------------------------------------------------- Gruppe mittl.Wellen- länge in sec. n s ---------------------------------------------------- I 18 0 24 ± 4 34 II 35 8 21 ± 6 40 III 59 2 16 ± 7 8 IV 89 9 11 ± 8 6 V 196 6 8 ± 26 0 Wir bemerken auch hierbei die konstante Progression der Streuung s mit zunehmendem Mittelwert. Man ist versucht die Gruppe I-III den 3 Langwellengruppen der Gesunden bzw. deren periodogrammanalytischen Stichprobenwerten zuzuordnen: Tabelle 4 Gesunde mittl. Stichproben- Absol.Arrh. Sign. Wellenlänge in sec. analysen Fälle M.- Diff. u.mittl.Abweichungen mittl.W.-L. mittl.W.-L. Wert Streug. -------------------------------------------------------------------------------------------------- I 12 25 ± 1 92 (16 2) 18 0 ± 4 34 + + II 28 00 ± 3 86 (33 4) 35 8 ± 6 40 +++ ø III 61 50 ± 9 00 (66 5) 59 2 ± 7 80 + ø Es lassen sich dabei in jeder Gruppe statistisch echte Mittelwertdifferenzen nachweisen. Teilt man die Periodenlängen in gleiche Zehnerklassen ein und stellt sich die Summenhäufigkeitsprozente im Wahrscheinlichkeitsnetz dar (Abb. 2) so lassen sich zwischen 20 und 95% dieser rechtsbeschnittenen Ohne Abb. 2. Die Verteilung der in Tab.1 aufgeführten Perioden nach ihren Summenhäufigkeitsprozenten im Wahrscheinlichkeitsnetz mit numerischer Abszisse. Näheres s. Text Verteilung 5 Gerade unterschiedlicher Schräglage mühelos hindurchlegen; deren Schnittpunkte wiederum 5 Gruppen von Wellenlängen unterteilen lassen wie sie ähnlich in Tab. 3 bereits aufgeführt wurden. In Abb. 3 sind ferner alle beobachteten 80 Periodenlängen progressiv geordnet. Man erkennt keine nennenswerten Zäsuren jedoch Abschnitte unterschiedlicher Steilheit die ähnlich wie dies in Abb. 2 ersichtlich war den Gedanken an eine Gruppierung nahelegen. Ohne Abb. 3. Progressive Verteilung aller in Tab. 1 aufgeführten Perioden mit dem Versuch der Gruppierung Ohne Abb. 4. Kurvenbeispiel eines Falles mit relativ niedriger Grundfrequenz. Von oben nach unten sind dargestellt: Kurve des gleitenden Zehnermittels die analysierten Perioden I - V darunter deren mittlere Wellenlänge. Zum Unterschied von den bisher bei Gesunden von mir beobachteten Kurvenabschnitten lassen sich bei dem vorliegenden Material häufiger sogenannte "Phasensprünge" beobachten (in etwa 50% aller gefundenen Perioden); meist allerdings nur solche von relativ kurzer Zeitdauer. Auch wechselt im Verlauf einer bestimmten Periode gelegentlich deren mittlere Amplitude. Nicht alle beobachteten Perioden durchlaufen den gesamten jeweiligen Kurvenschrieb. Ausnahmslos sind die langwelligen Perioden für die jeweils gesamte Kurve gültig; die fortlaufende Registrierung erfolgte ca. über 3-6 Minuten so daß selbstverständlich über mehrere Minuten ablaufende Perioden nur meßbar werden wenn sie tatsächlich die Gesamtkurve durchziehen. Sonst lassen sich keine sicheren Beziehungen zwischen Periodenlänge und Gültigkeitsbereich finden. In Abb. 4 5 und 6 sind 3 Beispiele aus dem Material dargestellt. Abgebildet sind jeweils die "geglättete" Zehnermittelkurve der Herzperiodendauer (Versuchszeit in der Abszisse Periodendauer in der Ordinate) und darunter die errechnete Periodik. Ohne Abb. 5. Kurvenbeispiel eines Falles mit mittleren Grundfrequenz. Darstellung wie Abb. 4 jedoch ohne die mittl. Wellenlänge. Beachte die Unterbrechung von Welle I sowie den Amplitudenwechsel von Welle V Ohne Abb. 6. Kurvenbeispiel eines Falles mit hoher Grundfrequenz. Darstellung wie in Abb. 4. Beachte den Amplitudenwechsel von Welle IV sowie die Unterbrechung von Welle I. Man kann unschwer die einzelnen Perioden Phasensprünge Unterbrechungen und wohl auch gelegentlichen Amplitudenwechsel erkennen. Der Vergleich von Amplituden ist statistisch nicht ohne weiteres im Sinne einer Grundwertanalyse durchführbar da nicht alle Kurven mit gleichem Analysenintervall verarbeitet wurden und somit interindividuelle Änderungen nicht prüfbar werden. Es liegt aber eine allgemein höhere Amplitude der Langwellen bei absoluter Arrhythmie gegenüber den Gesunden vor wie sie der allgemein erheblich vergrößerten Herzperiodenstreuung der absoluten Arrhythmie entspricht (17). Besprechung der Ergebnisse Das mathematische Analysenverfahren hat das Vorliegen einer echten jedoch multiplen Periodik für das Krankheitsbild der so genannten absoluten Arrhythmie" bestätigt und damit unseren bisher nur durch Schätzungen gestützten Befund (17) objektiviert. Das Vorliegen auch einer respiratorischen Periodik wurde für das gleiche Krankheitsbild erst jüngst von Hundt (15) bestätigt. Es kann demnach als gesichert gelten daß die in der Schlagfolge des nicht rhythmusgestörten menschlichen Herzens nachweisbaren übergeordneten langwelligen periodischen Änderungen die nach Matthes (26) als Wellen 3. Ordnung zusammengefaßt werden können auch bei "perpetueller" Arrhythmie zu finden sind wenn dies auch nicht ohne jede Einschränkung zutrifft. Die Berechtigung die Kammerintervallmessungen bei absoluter Arrhythmie als statistisch bewertbare Meßgrößen zu gebrauchen wurde aus dem früher vom mir geführten Nachweis ihrer Normalverteilung II. Grades mit logarithmischer Abszisse an 13242 Intervallmessungen hergeleitet (17). Über den Versuch dominierende Rhythmen der Kammertätigkeit bei absoluter Arrhythmie zu objektivieren hat bereits Arnoldi (1) 1927 berichtet. Auch Kauf (23) kam zu ähnlichen Befunden ohne jedoch eine mathematische Analyse der einzelnen Perioden mitzuteilen. Während nun einerseits die bisher beim Gesunden nachgewiesenen Perioden auch bei absoluter Arrhythmie auftreten konnten dabei aber noch längerwellige Perioden entdeckt werden wie sie bei Analysen am Gesunden noch nicht nachgewiesen wurden in ihrer Existenz aber hypothetisch sind. Man muß überhaupt einräumen daß es sich vorerst noch um ein kleines Untersuchungsgut handelt größere Untersuchungsreihen sind geplant. Immerhin standen aber für die Ergebnisse am Gesunden 24 Kurven die über 20 min. untersucht worden waren zur Verfügung wobei jedoch periodogrammanalytisch nur die erwähnten Stichproben ermittelt werden konnten. Von Fleisch und Mitarb. (7) waren seinerzeit 3 Langwellentypen (außer der respiratorischen Arrhythmie) angegeben worden; auch ich konnte zunächst diese 3 Typen bestätigen deren Mittelwerte oben angeführt sind. Eine ähnliche Dreiteilung ist übrigens auch von Matthes (26) für die Blutdruckwellen 3. Ordnung beibehalten worden (schneller langsamer und sehr langsamer Typ von etwa 7-0 5 pro Min. reichend). Die Periodogrammanalyse deckte aber - auch gelegentlich beim Gesunden - weitere Perioden auf deren Gruppierung sich wie die vorliegende Untersuchung zeigt nicht ganz mühelos vollziehen läßt. Es kann deshalb nicht sicher entschieden werden ob es sich dabei nur um eine große Variabilität der 3 bisher behaupteten Langwellen oder das Ineinandergreifen weiterer physiologisch existenter Periodik handelt. Eine solche Unterscheidung ist bereits beim Gesunden schwierig. Sato (31) beschrieb jene "slow waves" beim Gesunden ranging from 7 to 60 seconds und wies gleichzeitig auch auf "irregular waves" hin die sich als nichtperiodische Schwingungen darstellten. Sicher ist nur daß auch die Periodik des Gesunden bei Fällen von absoluter Arrhythmie beobachtbar ist. Man kann deshalb auch nicht mehr sensu conatrictu von "absoluter" Arrhythmie sprechen sondern wird diese Rhythmusstörung als "dyskymatische" Variante auffassen müssen. Die "Dyskymatie" bezieht sich dem Wortsinn dieses rhythmologischen Terminus nach auf die großen Differenzen der Herzperiodendauer (= große Herzperiodenstreuung). Ergänzend wäre also hierzu die "Polyperiodik" zu rechnen. Dies zu betonen ist wichtig da eine sichere Korrelation von Amplitude (große Herzperiodenstreuung bedeutet z. B. hohe Amplitude) und Frequenz der Periodik besteht (31). Dabei besteht eine Abhängigkeit von der Grundfrequenz des Herzens in unseren Fällen derart daß der relativen Tachykardie die relativ kurzen der Bradykardie die relativ längerwelligen Perioden zukommen. Ein analoges Ergebnis konnte ich bei meinen früheren Untersuchungen mit Neoeserin-isis einem dem Physostigmin gleichen Cholinesterasehemmstoff beobachten unter dessen Einwirkung sich die Periodik der von mir damals in Analogie zu Fleisch so benannten "Langwellen III" mit Verlangsamung der Herzfrequenz vergrößerte (18 21). Dieser gleiche Stoff verstärkt übrigens auch die Amplitude der Langwellen die sich vice versa unter Atropin verflachen (16 18). Von da her wäre der Befund eines Amplitudenwechsels im Zuge eines Kurvenabschnittes des hier besprochenen Untersuchungsgutes als Folge einer Tonusänderung der vegetativen Zügler deutbar. Azetylcholin gehört zu den sogenannten "local hormones" des Herzens und ist an der Selbsteuerung der synaptischen Erregungsübertragung (13) beteiligt. Die obersten Zentren für die Herztätigkeit reagieren sehr empfindlich auf diese Einflüsse wie Studien über die E-605-Vergiftungen nahelegen (28). Es sei allerdings betont daß solche Veränderungen der Amplituden statistisch unabhängig von der Grundfrequenz des Herzens erfolgen können. Ich konnte außerdem zeigen daß das männliche Geschlecht gegenüber dem weiblichen das jüngere Lebensalter gegen die älteren Jahrgänge der Wachzustand gegenüber dem Schlaf und ergotrope Effekte gegen histiotrope die niedrigere Amplitude der Langwellen aufweisen (16 18). Ohne allzu weitläufige Schlüsse zu ziehen lassen sich also auch bei absoluter Arrhythmie jene 1/4- 1/2 und 1/1-Minutenschwankungen wie sie beim Gesunden postuliert wurden (18) nachweisen; unbeschadet der Tatsache daß die absolute Arrhythmie mit größerer Variationsbreite und zusätzlich weiteren 2-4 Minutenschwankungen einhergehen kann. Das Gesamtspektrum der bisher in der menschlichen Herzschlagfolge objektiv nachgewiesenen und berechneten Periodik reicht also - die Rhythmusstörungen der absoluten Arrhythmie eingeschlossen - (deren Periodik ca. 1/6 bis 1/10 sec beträgt) von 6-10 sec bis zu mehreren Minuten. Diejenigen Charakteristika dessen was der pulsfühlenden Hand des Arztes als "absolut" arrhythmisch vorkommt sind dabei wohl die Phasensprünge Wellenunterbrechungen und der Amplitudenwechsel dieser Perioden. Ein Phasensprung ("shift") bedeutet die Unterbrechung der mathematischen Kontinuität der errechneten Periode mit ihrem Fortgang nach einem nicht ihrer Wellenlänge oder deren ganzzahligen Multiplen entsprechenden Intervall. Ihr Nachweis würde in der Herzrhythmik so gedeutet werden können daß eine "vegetative" Steuerwelle die kontinuierlich modulierend die Organrhythmik beeinflußt durch plötzlich auftretende Störungen der Organrhythmik unwirksam oder zumindes unsichtbar gemacht wird. Von diesem Gesichtspunkt aus wäre dieser "shift" das wahre Kennzeichen einer Arrhythmie eines sonst in kurz- und langwelliger Mischrhythmik ablaufenden Funktion. Hier würde "funktionelle Pathologie" mit "Rhythmopathologie" gleichzusetzen sein. Das würde aber voraussetzen daß auch für die absolute Arrhythmie jene extrakardialen vegetativen Reglereinflüsse wirksam werden wie sie das rhythmisch nicht gestörte Herz treffen wenn man überhaupt für diese langwelligen Perioden vegetative Tonusschwankungen verantwortlich machen darf. Für die "Minutenschwankungen" z. B. wird dies allgemein angenommen ob sie sich nun am Tonus der glatten Muskulatur (35) bei der peripheren Muskel- oder Hautdurchblutung (9 10) der Leberdurchblutung (11) der Magendurchblutung (22) oder der Kapillardurchblutung (34) finden ließen. Nicht nur die Minutenrhythmen auch die 20-30 Sekunden betrag enden Rhythmen sind als Überlagerungen der Minutenrhythmik von Golenhofen (8) für den Kreislauf mitgeteilt worden. In der Betrachtung dieser vegetativen Einflußmöglichkeiten auf den flimmernden Vorhof und die Reizüberleitung zur Kammer sei zunächst davon ausgegangen daß die extrakardiale Steuerung am primären Herzzentrum am stärksten am tertiären am schwächsten angreift (14) obwohl auch am autonom schlagenden Ventrikel langwellige Periodik von mir nachgewiesen werden konnte (19). Vorhofflimmern ist experimentell durch Azetylcholin (6) und Aconitin (33) (hier auch nach Applikation am AV-Knoten!) auslösbar. Vegetative Fasern sind am AV-Knoten anatomisch nachweisbar (32); dieses Herzareal wird geradezu als das "central nervous system" der Ventrikel bezeichnet (5). An einer Beobachtung konnte ich früher demonstrieren daß sinussynchrone Schwankungen der Überleitungszeit ähnlich dem sogenannten "Ziehharmonikaeffekt" bestanden (20). Ob man an der durch Rosenblueth und Carcia Ramos (30) stark gestützten "circus-movement - Theorie von Lewis (25) festhält oder das Vorhofflimmern als ektopische Fokalstörung (24) ansieht wofür die experimentellen Ergebnisse der Azetylcholin (6) - oder Aconitinversuche (33) ebenso sprechen wie hochfrequenzkinematographische Beobachtungen am flimmernden Vorhof in situ (29) - immer wird die Frage der Überleitung einzelner Vorhofreize als vom AV-Knoten abhängig zu betrachten sein. Die AV-Überleitung ist hierbei gestört wenn eine kritische Vorhoffrequenz die "fibrillation threshold" überschritten wird (24). Diese Überleitungsstörung ist graduell unterschiedlich und bedingt die mehr oder minder unregelmäßige ventrikuläre Schlagfolge. Andererseits sprechen die Ergebnisse dafür daß das Krankheitsgeschehen das der absoluten Arrhythmie zu grundeliegt noch nicht zu einem völligen Verlust der extrakardialen Steuervorgänge geführt hat. Der Nachweis der respiratorischen Arrhythmie bei der absoluten Arrhythmie wie er von Hundt (15) geführt wurde legt ebenfalls nahe daß die extrakardialen Regulationsreize nicht nur auf den Sinusknoten beschränkt bleiben. Nimmt man also an daß die extrakardiale vegetative Steuerung als rhythmische Kulisse" hinter dem "arrhythmischen" Geschehen der Ventrikeltätigkeit erkennbar bleibt so muß man daran denken daß damit der Irregularität der Kammern eine gewisse obere und untere Grenze gesetzt ist deren Differenz das jeweilige Ausmaß der "Dyskymatie" bestimmt. Diese Vorstellung führt zu dem Modellbeispiel des Würfels dessen Augenzahl beschränkt ist dessen jeweils gewürfelte Zahl aber als absolut "zufällig zu gelten hat. Es ist nun möglich namentlich unter Bildung gleitender Mittel aus einer langen Reihe solcher zufälliger Würfelergebnisse mehr oder minder periodisch" anmutende Kurven zu konstruieren. "Zufallsbedingte Periodik" ist aber eine contradictio in adjecto. Diese Überlegungen sind angesichts der Theorie der völlig ungesetzlichen (also statistisch "zufälligen") Reisüberleitung auf die Kammern bei absoluter Arrhythmie nicht müßig da ja gerade eben diese Frage entschieden werden soll. Sehr kurze Periodik häufige Phasensprünge oder periodisch gedämpfte Schwingungen sind daher mit gewisser Vorsicht zu betrachten auch wenn sie mit mathematischen Methoden bestimmt wurden. Die Blumesche Periodogrammanalyse ist aber in der Lage nicht nur Wellenlänge und Phase sondern auch den Geltungsbereich der jeweiligen Periode anzugeben. Betrifft dieser Geltungsbereich aber die ganze oder große Teile der analysierten Kurve so ist an der Realität der Periodik nicht mehr zu zweifeln. Die scheinbare "Periodik" des angezogenen Würfelbeispiels läßt sich damit sehr bald entlarven. Zusammenfassung Mittels der Periodogrammanalyse nach Blume wird an 16 Beispielen die Existenz langwelliger periodischer Änderungen der Herzperiodendauer der Kammern bei kompensierten perpetuellen Flimmerarrhythmien verschiedener Grundfrequenz des Herzens bewiesen. Gruppierungsversuche der gemessenen Perioden ergeben qualitativ gleiche Größenordnungen bei allerdings breiterer Variation wie beim Herzgesunden. Phasensprünge werden dabei als eigentliches Kennzeichen der Arrhythmie häufiger als bei Gesunden festgestellt. Dabei besteht eine gesicherte negative Korrelation der Wellenlänge zur Herzfrequenz. Es ist damit der mathematische Nachweis erbracht daß die "absolute Arrhythmie" vom rhythmologischen Blickpunkt her nicht als "absolut arrhythmisch" bezeichnet werden kann. Die extrakardiale Übersteuerung der Ventrikelaktivität ist demnach auch bei dieser Form der Rhythmusstörung nicht ausgeschaltet. Literatur 1. ARNOLDI W. Klin. Wschr 6 1846 (1927). 2. BLUME J. Z. 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Keyword(s): Herz Rhythmik Arrhythmie


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