Probleme der Balneologie

Journal/Book: DEUTSCHE MEDIZINISCHE WOCHENSCHRIFT 1948 - 73. JAHRGANG NR. 21-24 (SEITE 295-248). 1948;

Abstract: Von Dozent Dr. W. A m e l u n g Königstein i. Taunus Zunächst ist die Balneologie ein Zweig der physikalischen Therapie. Sie steht in enger Beziehung zur B i o k l i m a t i k. Balneologie und Bioklimatologie sind Treffpunkte mit anderen Disziplinen (z. B. Chemie und Geologie bzw. Meteorologie und Physik). Die Balneologie gilt besonders dem Fernerstehenden in ihren Ergebnissen vielfach als eine reine Erfahrungslehre weniger exakt wissenschaftlich formuliert als andere Teile der Medizin. Richard K o c h (1) Geschichtsmediziner der Universität Frankfurt bis 1933 gab einem zum Goethejahr 1932 erschienenen Essay über G o e t h e als Badegast die Überschrift: "Der Zauber der Heilquellen". Dieser wenig beachtete Aufsatz umreißt sehr anschaulich die andere Seite der Balneologie die Frage nämlich ob in der Wirkung all der Bäder nicht doch etwas mitspielt das wir nicht analytisch definieren können. Präzis gefaßt: Ist die Balneologie nicht doch etwas Geheimwissenschaft oder eine mehr durch psychologische Momente wirkende Disziplin deren Erfolge man nicht immer wissenschaftlich ergründen und begründen .kann obwohl sie nicht bestreitbar sind? Wir sprechen deshalb hier bewußt von den Problemen" oder der "P r o b l e m a t i k" der Balneologie. Die Archäologie hat gezeigt daß vor mehr als 3000 Jahren in St. M o r i t z die Etrusker die Quellen des heutigen Bades für Kult- und Heilzwecke benutzt haben. 1907 fand man dort eine bronzezeitliche Quellfassung von erstaunlicher Größe; wohl die älteste guterhaltene Mineralbrunnenanlage (A. M a r t i n) Man weiß daß die R ö m e r einen richtigen Kultus mit ihren für Heilzwecke viel besuchten Quellen trieben. Ausgrabungen in der Umgebung der Heilquellen von Baden (Schweiz) ergaben mächtige Ruinen eines römischen Militärspitals wo kranke oder verwundete Soldaten der benachbarten Festung V i n d o n i s s a behandelt wurden (J. W e b e r) eine vorzügliche Verbindung von Chirurgie und Balneologie. Die Geschichte des deutschen Gesundheitswesens ist eng mit der des Bäderwesens verknüpft. Nicht nur alte Erkenntnisse wurden weitergeleitet und erweitert sondern vielfach bestimmten plötzlich neue Forschungsergebnisse einen anderen Weg der Balneologie so die E n t d e c k u n g d e r K o h I e n s ä u r e (2) als entscheidender Faktor der Nauheimer Sole-Thermalbäder durch den Marburger Kliniker Friedrich Wilhelm B e n e k e (1859) und der Ausbau der Behandlung mit CO2-Bädern als ein sehr wertvolles Therapeutikum für Herzkranke durch die Nauheimer Arztfamilien der G r o e d e l und S c h o t t Nauheim war bis ins 19. Jahrhundert nur bekannt durch seine Salinen seine Gradierwerke. 1835 entstand die Nauheimer Solbadeanstalt. 1846 brach unerwartet aus einem verlassenen Solebohrloch ein heißer Sprudel hervor die Unterlage des heutigen Nauheimer Bades. Auch die E n t d e c k u n g d e r R a d i u m e m a n a t i o n in den Quellen und in der Luft war ein solch bahnbrechender Fortschritt. ___MH

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