Physikalische Therapie naturgemäße Lebens- und Heilweise und Volksmedizin.

Journal/Book: Deutsche Medizinische Wochenschrift 1939 Nr. 7 Seite 257. 1939;

Abstract: Aus dem Institut für physikalische Therapie und Röntgenologie der Universität und am Krankenhaus l. d. I. in München Vorstand: Prof. G. Boehm In der medizinischen Studienordnung die am 1. IV. 1939 in Kraft treten wird finden sich unter den neuen Pflichtvorlesungen für den klinischen Unterricht: die medizinische Strahlenkunde und die naturgemäßen "Heilmethoden. Beide Lehrfächer stehen in engster Beziehung zu der physikalischen Therapie. In den folgenden Zeilen soll daher ein kurzer Rückblick über die Entwicklung dieser Arbeitsgebiete in den letzten 5-6 Dezennien gegeben werden. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts genoß bei der Schulmedizin von den physikalischen Heilmitteln eigentlich nur die Elektrotherapie einiges Ansehen. Ein Elektrisierapparat spielte noch gegen Ende des vorigen Jahrhunderts bei der Ausrüstung des praktischen Arztes und besonders des Facharztes für innere und Nervenkrankheiten zu diagnostischen und therapeutischen Zwecken fast eine größere Rolle als das Mikroskop. Ärzte die sich auch mit anderen physikalischen Heilmitteln in Forschung und Unterricht sowohl wie in der Praxis beschäftigten waren vereinzelte Erscheinungen. Die Schulmedizin der damaligen Zeit war in erster Linie mit der pathologisch-anatomischen Forschung der Bakteriologie und der experimentellen Pathologie und Pharmakologie beschäftigt und die Therapie trat sehr zuungunsten des ärztlichen Ansehens beim Patienten in den Hintergrund. Einer der ersten Wissenschaftler der mit Hilfe der experimentellen Forschung die Hydrotherapie förderte war WINTERNITZ. Sein Wirken war bei seinen Zeitgenossen wenig beachtet. Dafür machten Laienbehandler wie PRIESSNITZ RICKLI KNEIPP und damals als Außenseiter betrachtete Ärzte wie SCHWENINGER und LAHMANN im öffentlichen Leben um so mehr von sich reden. Die naturheilkundlichen Bestrebungen auf der Basis des Vegetarianismus und anderer diätetischer Behandlungsarten und die Förderung einer gesunden Lebensführung in Luft und Sonne wurden von der Schulmedizin fast ganz ignoriert. Eine große Zahl von Patienten fand daher bei den Naturheilkundigen zu denen sich auch approbierte Ärzte gesellten zum Teil die Behandlungsweisen die die Schulmedizin ablehnte. Wie stark diese Ablehnung war geht unter anderem aus einer recht unerfreulichen Begebenheit hervor die älteren Münchner Ärzten noch in Erinnerung sein dürfte und die kurz hier rekapituliert sei: ... ___MH

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