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May 2024

Chemisch-bioklimatische Studien im Glatzer Bergland

Journal/Book: Der Balneologe. 4. Jahrg. 1937 Heft 2. 1937;

Abstract: Dr. phil. et Dipl. agr. H. Cauer Wiss. Mitglied des H.G.A. im Hyg. Inst. Berlin. Aus der Chemisch-bioklimatischen Forschungsstelle Bad Reinerz der Reichsanstalt für das deutsche Bäderwesen - Breslau und aus dem Hygienischen lnstitut der Reichshauptstadt Berlin im Hauptgesundheitsamt.) Zusammenfassung und Folgerungen. 1. Die ersten Untersuchungen im Bad Reinerz10 werden voll bestätigt. Das gesamte Gebiet des Glatzer Berglandes besitzt ein ausgesprochen jodarmes Milieu so wie es auch am Südhang der Tatra9 einer Gegend die als besonders geeignet für die Basedowbehandlung gilt gefunden wurde. Hervorzuheben ist daß nicht nur Luft Niederschläge Trinkwässer Gesteine und Boden sehr jodarm sind sondern auch die zum Teil aus größerer Tiefe stammenden Mineralwässer. Bei dem Jodgehalt der Luft zeigt sich im Gegensatz zu den Verhältnissen in Westdeutschland nur in wenigen Fällen ein geringer Einfluß der ausgedehnten Verschwelungen jodreichen Seetanges an der bretonischen oder skandinavischen Küste. Trotz dieser Verhältnisse ist kein allzu starker endemischer Kropfbefall bei der Bevölkerung anzutreffen. Das jährliche Niederschlagsmittel der einzelnen Orte schwankt nicht unerheblich und liegt zwischen 20-50% höher als auf der Südwestweite der Tatra . die völlig kropffrei ist. Nebel sind nicht häufig da das Wasser schnell versickert und der Boden bald abtrocknet (besonders in Bad Reinerz beobachtet). In den Orten über 500 m tritt wie in der Tatra nachts eine erfrischende Abkühlung ein. Es sei hier erwähnt daß sowohl die Untersuchungen im Glatzer Bergland wie auch diejenigen in der Tatra die Annahmen von ARNDT1 bestätigten wonach im jodarmen Milieu nur dann endemischer Kropf im starken Maße auftritt wenn die Sonnenscheindauer und Lichtintensität wesentlich zurückgedrängt ist durch häufige Nebel und falls ein nasser oder gar sumpfiger Untergrund vorliegt wie etwa in dem überschwemmungsreichen Galizien9 nordöstlich der Tatra. 2. Die Untersuchungen zeigen weiterhin daß das ganze Gebiet infolge seiner geographischen Lage ausgesprochen arm ist an Reizstoffen des Meeres bzw. den Salzen und Gasen der Luft in küstennahen Zonen. Hierfür dient nicht nur das Jod als Indicator sondern auch das Chloridion das in den Niederschlägen bzw. in den daraus stammenden Trinkwässern praktisch so gut wie nicht vorhanden ist. Im Inneren der Bretagne 40 km von der Küste werden mit den Niederschlägen jährlich etwa 20 g Kochsalz auf 1 qm Boden gebracht. Im Glatzer Bergland dürften es etwa 0 3-0 4 g je 1 qm sein. Gerade dieser chemisch-klimatische Vergleich zeigt wie kaum ein anderer den klimatischen Unterschied dieser östlich gelegenen Mittelgebirgsgegend gegenüber küstennahen Zonen. Hierbei muß man sich darüber klar sein daß es sich bei der oben genannten Salzmenge in der Bretagne32 - 40 km von der Küste - keinesfalls um eine Zufuhr durch grobe Meerwasserspritzer handelt sondern um kleinste schwebefähige Tröpfchen mit einem mittleren Durchmesser von etwa 10-6cm die infolge ihres stark hygroskopischen Charakters rasch über 3µ anwachsen und dabei unendlich verdünnt werden. Während der Zeit der Größenordnung von 10-7 bis 10-5 cm Durchmesser können solche Tröpfchen ebenso wie die aus dem Meere entweichenden gasförmigen Verbindungen (Durchmesser 10-8 cm) naturgemäß beim Atmen bis in die Alveolen gelangen. Näheres über die in diesem Falle evtl. möglichen chemischen Reaktionen der Gase und Tröpfchen mit der Körperflüssigkeit siehe an anderer Stelle11. Das Fehlen der aus dem Meere stammenden chemischen Stoffe (zum Teil Reizstoffe) der Küstenluft und die Abwesenheit von Industriebeimengungen dürfte jedenfalls nicht ohne Bedeutung bei der Beurteilung der chemisch-bioklimatischen Wirkung der Luft und damit auch des heilklimatischen Milieus in den Bade- und Kurorten des Glatzer Berglandes sein. Es muß betont werden daß dies nicht nur für die über 500 m liegenden Orte wie Grunwald Wölfelsgrund und Bad Reinerz gilt sondern ebenso für Bad Landeck Bad Kudowa Bad Altheide und Bad Langenau die alle auch keine Gradierwerke als örtliche Salzspender der Luft besitzen Außerdem wirken diese chemisch-klimatischen Faktoren zweifellos stets im engsten Zusammenhang mit den jeweiligen örtlichen Sonderheiten des Mileus wie etwa den kohlensäurehaltigen Quellen der arsenhaltigen calciumhaltigen schwefelwasserstoffhaltigen Mineralwässer der Eisenquellen der Radiumemanation im Wasser und in der Luft. 3. Außer der Ähnlichkeit mit der Tatra betreffs des Jodmilieus zeigen auch die Trinkwässer in den höheren Lagen insofern eine gewisse Übereinstimmung daß sie Kieselsäure gelöst enthalten. - Nicht ganz erreicht wird die Höhenlage in der Tatra da die Basedowheilstätten dort vornehmlich in 1000 in Höhe liegen - allerdings sehr windgeschützt und durch starken Baumbestand u. a. auch geschützt gegen allzu intensive Einstrahlung. Charakterisiert ist diese Lage durch das Fehlen von Dunst durch die in der Nacht eintretende leichte Abkühlung und besonders durch die hohen und außerordentlich stark schwankenden Ozonwerte. - Über die medizinisch-balneologischen und -klimatologischen Erfahrungen in den dieser Lage ähnlichen Teilen des Glatzer Berglandes sei auf die entsprechenden Untersuchungen verwiesen und zwar für Bad Reinerz auf die schon 1883 erschienene Arbeit von DRESCHER17 für Bad Kudowa auf die Arbeiten von E. HESSE19 W. BRANDT4 PARADE24 u. a.16 28. 4. Eine besondere ausgleichende Gabe der Natur ist es daß in diesem chemisch-bioklimatologisch gesehen kontinental gelegenen Gebiet die Moore im Laufe der Jahrtausende so viel Jod aus der Atmosphäre aufgesammelt haben daß der hiervon in heißem Wasser lösliche Anteil genügt um bei den Moorbädern auch eine leichte biologische Jodwirkung annehmen zu lassen. 5. Die Untersuchungen auf den Ozongehalt zeigen deutlich daß überall ein anderer den Ort charakterisierender Tagesgang vorliegt. Die hohen Werte der Tatra werden nicht ganz erreicht. Am nächsten kommen ihnen diejenige n von Bad Reinerz. In der Art der Schwankungen sind diejenigen von Grunwald und Bad Kudowa den Tagesgängen der Tatra9 ähnlich. Die Tagesgänge von Bad Altheide Bad Langenau und Wölfelsgrund sind außer den Wetterstörungen - starkes Ansteigen vor Gewitter Nachlassen bei anhaltenden Niederschlägen - verhältnismäßig regelmäßig. Der Tagesgang von Bad Landeck ist ausgesprochen flach und die Werte so gering daß ein besonderer das Ozon zerstörender örtlicher Faktor vielleicht die Wirkung von Radiumemanation vermutet wird. Die Entstehung der Tagesgänge konnte noch nicht geklärt werden - ob durch die örtliche Lage und den Untergrund der Aufbau des Ozons durch das Licht gefördert wird oder ob die örtliche Eigenart des Ganges nur durch zerstörende Faktoren hervorgerufen wird. Weitere Untersuchungen müssen daher den Zusammenhang mit dem Tagesgang der Feuchte der Dampfspannung der Temperatur (Dunstbildung) klären und denjenigen mit dem Tagesgang des Spannungsgefälles zwischen Luft und Gestein und dem Tagesgang und der Größenordnung der etwa vorliegenden Radiumemanation. Gleichzeitig muß bei solchen Untersuchungen auf die Bewegung der Luft ob sie aufsteigend oder absteigend ist ob Berg- oder Talwind vorliegt geachtet werden. Ebenso ist der Grad der jeweiligen Turbulenz festzustellen und ob die Örtlichkeit dem Einfluß einer stehenden Welle u. a. unterworfen ist. Es ist durchaus anzunehmen daß im Glatzer Bergland wenn auch nicht ganz so ausgeprägt wie im Riesengebirge und in der Tatra Leewirbel* auftreten die einen raschen Transport der Luft in mehrere 1000 m hinauf und wieder herunter verursachen können. Bei einem solchen Vorgang muß zweifellos der Chemismus der Luft chemisch und kolloidchemisch gesehen wesentlich verändert werden. Es findet zweifellos ein Gasaustausch zwischen Tröpfchen und Luft statt chemische Kondensationskerne (hygroskopische Nitrite Nitrate Ammoniumverbindungen Peroxyde u. a.) zur Bildung neuer Wassertröpfchen entstehen oder schon entstandene werden vernichtet Änderungen für deren Auftreten bis zu einem gewissen Grade die Mengenschwankungen des sehr empfindlichen und zum Teil selbst in Reaktion tretenden Ozons als Indikator dienen können. ___MH


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